ALCINA
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Staatsoper
23. Oktober 2016

Dirigent: Marc Minkowski

Les Musiciens du Louvre – Grenoble

Alcina - Myrtò Papatanasiu
Ruggiero - Rachel Frenkel
Morgana - Chen Reiss
Bradamante - Margarita Gritskova
Oronte - Benjamin Bruns
Oberto - Tölzer Sängerknabe
Melisso - Orhan Yildiz


Unterbesetzt
(Dominik Troger)

An der Wiener Staatsoper geben sich derzeit die verführerischen Zauberinnen die Hand: Armide und Alcina wechseln sich bei ihren Versuchen ab, nicht nur tapfere Ritter, sondern auch das Staatsopernpublikum zu verführen.

Die Staatsoper hat nach fünf Jahren die erfolgreiche „Alcina“-Produktion aus dem Jahr 2010 „reaktiviert“. Marc Minkowski und Les Musiciens du Louvre, die am Hause eben einen neuen Gluck aus der Taufe gehoben haben, waren auch für den Orchesterpart der „Alcina“ zuständig – und haben Händels Partitur – nach meinem Eindruck – viel mehr Leben eingehaucht als der „Armide“. Die Musiker im Orchestergraben und das auch solistisch eingesetzte Bühnenorchester fühlten sich bei Händel wie zu Hause, fanden im Laufe des Abends zu einem intensiven Spiel – und als ein Beispiel für viele sei die betörende Cellobegleitung zu Morganas Arie „Credete al mio dolor“ erwähnt.

Hingegen fehlten der Besetzung weitgehend das darstellerische Charisma und jene souveräne solistische Virtuosität und Energie, die den Reiz von Barockoper eben ausmacht. Myrtò Papatanasius Sopran hatte in lyrischen Passagen seine Stärken und in der Mittellage, die nicht breit, aber mit leichter dunkler Schattierung ausgestattet ist. In der Höhe blieb die Stimme schmal und konnte die eigenwillig zauberischen Reize der Partie nur bedingt und etwas kraftlos zur Geltung bringen. Diese Alcina hob sich von ihrer Schwester Morgana zu wenig ab – der Chen Reiss eine Portion Koketterie und helle, feste Soprantöne verlieh.

Reiss war eher auf der „Habenseite“ des Abends zu verbuchen, während Rachel Frenkel als gesanglich sehr lyrisch angelegter Ruggerio blass blieb. Im „Sta nell’ircana“ zum Beispiel konnte Frenkel die feurig und siegesgewiss aufspielende „Vorlage“ des Orchesters stimmlich nicht weiterführen – es fehlte ihrem Mezzo an Durchschlagskraft, aber auch an einer etwas satter gefärbten Tiefe.

Margarita Gritskova ließ als Bradamante einen tiefgründigeren Mezzo leuchten, Benjamin Bruns sang den Oronte mit leichtem „klassischem“ Schmelz. Orhan Yildiz lieh Melisso einen angenehm timbrierten Bariton. Der Tölzer Sängerknabe, dessen Name auf dem Programmzettel nicht angegeben wurde, kam an die Leistungen seiner Kollegen aus Wien und St. Florian in der Premierenserie bei weitem nicht heran. Die Inszenierung von Adrian Noble ist sozusagen „nobel“ und man kann ihr mit einigem Genuss folgen.

Nach dem „Ah! Mio cor!“ vor der Pause gab es eine handvoll Bravorufe für Papatanasiu, ansonsten hielt sich der Szenenapplaus in Grenzen. De Schlussapplaus war nach sechs Minuten vorbei.