ADMETO, RE DI TESSAGLIA
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Theater an der Wien
23. Februar 2014
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Alan Curtis

Orchester: Il Complesso Barocco

Admeto - Sonia Prina
Alceste - Caitlin Hulcup
Antigona - Emöke Baráth
Ercole - Luigi De Donato
Trasimede - Romina Basso
Meraspe - Gianluca Buratto


„Ein König zwischen zwei Frauen“
(Dominik Troger)

Konzertante Barockoper im Theater an der Wien: Im gut besuchten Haus erklang Georg Friedrich Händels „Admeto, Re di Tessaglia“. Der Abend dauerte mit einer Pause etwas über drei Stunden – und der Schlusschor wurde als Zugabe wiederholt.

Die Geschichte um König Admeto und seine Gemahlin Alceste, die für die Gesundung des Gatten ihr Leben opfert, hat Georg Friedrich Händel zum Ausgangspunkt seiner 1727 mit großem Erfolg uraufgeführten Oper „Admeto, Re di Tessaglia“ genommen. 40 Jahre später hat Gluck in Wien seine „Alceste“ auf die Bühne gebracht, allerdings ohne jene Liebesverwirrungen, mit denen im „Admeto"-Libretto der Stoff ausgeschmückt wird.

Denn bei Händel steht der König zwischen Alceste und Antigona – und der Clou besteht darin, dass Admeto im zweiten Akt in großen Trübsinn verfällt, weil er meint, beide (!) Schönen, denen er sein Herz geschenkt hat, wären verstorben. Aber die Geschichte geht natürlich gut aus, denn beide leben noch. Alceste wurde von Ercole schon am Beginn des zweiten Aktes aus dem Totenreich befreit, und die Sache mit Antigona war nur eine Intrige. Und so sind, wenn der Schlusschor erklingt, Alceste und Admeto doch wieder ein Paar.

Am großen Uraufführungserfolg des Werkes hatte die damalige Besetzung einen großen Anteil: der Kastrat Senesino als Admeto, Faustina Borodoni als Alceste und Francesca Cuzzoni als Antigona. Die Oper wurde gleich in der ersten Saison 19-mal gespielt und in der nächsten wieder aufgenommen. Für eine weitere Wiederaufnahme 1731 nahm Händel einige Veränderungen vor. Unter anderem wurde die Partie des Orindo gestrichen. Nachdem die Aufführung im Theater an der Wien auch ohne Orindo auskam, dürfte Alan Curtis auf eine spätere Fassung der Oper zurückgegriffen haben. Das Programmheft enthält leider keine Informationen darüber.

Dass „Admeto“ trotz der großen Händelrenaissance der letzten Jahrzehnte wenig gespielt wird, hat womöglich mit dieser „Verdopplung“ des Liebeskonflikts von Admeto zu tun, der die Stringenz der Handlung unterminiert und die mythische Kraft des Opfers von Alceste entwertet. Gluck liegt uns heute in diesem Punkte wohl näher als Händel, bei dem das „Auf-die-Spitze-Treiben“ von Admetos Seelenschmerz die Konstruiertheit des Vorgangs trotz teilweise großartiger Musik zu stark in den Vordergrund rückt. Ein wenig stehen sich hier Händels musikalische Ansprüche und die dramaturgische Lösung, die auch dem damaligen „SängerInnen-Triumvirat“ geschuldet war, im Wege.

Die konzertante Aufführung im Theater an der Wien fand auf offener Bühne im „Spiegelsaal“ der aktuellen „Platée“-Produktion statt. Es war eine gediegene Aufführung, der vor der Pause allerdings ein kleiner „Energieschub“ nicht geschadet hätte. Die erprobte Besetzung wurde von Sonia Prina angeführt, die für meinen Geschmack in Partien, wo sie heroischer und feuriger agieren kann, mit ihrer beweglichen, manchmal leicht herb-männlich getönten Altstimme überzeugender wirkt. Deshalb kam sie erst im dritten Akt, wenn Admeto den Herrscher herauskehrt, zur besten Wirkung – die sich dann mit Antigona (Emöke Baráth) zu einem mitreißenden Duett knapp vor dem Finale steigerte. Baráths jugendlicher, herzkirschiger Sopran, kam im Laufe des Abends zu lieblicher Reife – und so manche kokette Note wusste die Sängerin Antigone auch abzugewinnen.

Caitlin Hulcup gab stimmlich eine etwas metallen gefärbte Alceste, mit dramatisch ausgereifterem Mezzo, der schon über den spezialisierten Barockgesang hinauswies. Romina Basso sang den intriganten Trasimede (Mordanschlag aus Eifersucht!) sehr kultiviert und eine Spur zu zurückhaltend. Mit Luigi De Donato als athletischem Ercole und Gianluca Buratto in der kleinen Partie des Meraspe mischten auch zwei Bässe mit.

Alan Curtis und das Il Complesso Barocco sorgten für eine gepflegte Begleitung. Das Publikum bedankte sich mit viel Applaus.