FAUST
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Wiener Staatsoper Dirigent:
Alain Altinoglu |
Faust
- Jonas Kaufmann |
Die Staatsoper hat ihre semi-konzertante „Faust“-Inszenierung wieder in den Spielplan aufgenommen. In der Titelpartie gab Jonas Kaufmann sein Wiener Rollendebüt. Jonas Kaufmann als Faust, das ergab quasi zwei ganz unterschiedliche stimmliche Aggregatzustände, von denen einer überzeugte und einer Fragen aufwarf – und die beide nicht recht zueinander passen wollten. Kaufmanns Tenor klang verheißungsvoll im ruhigen dahinströmen lassen der Stimme, und verblühte gleichsam auf den Lippen, sobald der Sänger ihn für eine Pianophrase zurücknahm. Üppig strömte sein überaus baritonal gefärbter Tenor im ersten Akt, sang sich Faust heroisch seinen Weltschmerz von der Seele. Blass und stilistisch unsicher geriet hingegen der dritte. Bei den sanften Liebesregungen wurde die Stimme ihre baritonalen „Anhängsel“ nie richtig los und sie schwamm so dahin, mal (sehr) leise, mal etwas lauter, in den Farben erblassend, ohne den leuchtend-filigranen Grund eines poetisch ausgeformten Piano zu erhaschen. Der erste Teil des „Salut! Demeure chaste et pure“ bereitete dem Zuhörer demgemäß kein wirkliches Vergnügen und das „hohe C“ realisierte sich mit hörbarer Unsicherheit. Es gab nur verhältnismäßig kurzen Szenenapplaus mit wenigen Bravorufen. Dass Kaufmann optisch einen passenden Faust abgeben würde, diese Vermutung fand man bestätigt. All zu viele schauspielerische Akzente verwehrte freilich schon die semi-konzertante Inszenierung – die nur das Relikt einer schon bei der Premiere torsohaften Produktion darstellt. Dass an diesem Abend die Walpurgisnacht wieder nicht gegeben wurde, war aber kein Fehler. Albert Dohmens Méphistophélès hätte man sich bei seinem Rollendebüt dort kaum als „Zeremonienmeister“ vorstellen können, so farblos absolvierte er diese Partie. Sein gemütlicher Teufel war viel zu harmlos, um sich zum Herren der Handlung aufschwingen zu können. Und damit fehlte der ganzen Aufführung der eigentliche Antrieb. Zudem vermittelte die Marguerite der Inva Mula (ebenfalls Rollendebüt an der Staatsoper) nicht unbedingt den naiv-feurigen Glanz von Faust erweckter Sinnlichkeit. Nachdem sich auch der Siebel von Julie Mars (Rollendebüt an der Staatsoper) einige gar nicht so jugendliche Höhen leistete, blieb einem fast nur noch der Humor der Rollendebütantin Monika Bohinec (Marthe) als Trost. Schlussendlich hat aber Adrian Eröd mit einer rundum stimmigen Darbietung den für mich überzeugendsten Eindruck hinterlassen. So kam es, dass trotz Alain Altinoglu am Pult, der Abend ziemlich spannungslos verlief und einen als Zuhörer fast dreieinviertel Stunden lang „beschäftigte“. Altinoglu nahm selbst öfters das Tempo heraus. Diese poetischen Avancen fanden auf der Bühne aber keine Sänger, die sie so richtig hätten auskosten können. Prinzipiell liegt der „Faust“ bei diesem Dirigenten aber in guten Händen. Der Schlussbeifall dauerte knappe zehn Minuten lang. |