FAUST
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Wiener Staatsoper
13.6.2009

Dirigent: Bertrand de Billy

Faust - Piotr Beczala*
Méphistophélès - Kwangchul Youn
Valentin - Adrian Eröd
Wagner - Hans Peter Kammerer*
Marguerite - Soile Isokoski*
Siébel - Roxana Constantinescu*
Marthe - Zoryana Kushpler*

(* Rollendebüt an der Staatsoper)

Tolles Faust-Debüt
(Dominik Troger)

Wer schon bei der Premiere im Oktober auf die Reprise im Juni gehofft hatte, wurde nicht enttäuscht. Die siebte Aufführung dieser Neuproduktion brachte viele Rollendebüts und die Begegnung mit einem grandiosen Faust: Piotr Beczala.

Der langsame Karriereaufbau des polnischen Tenors hat sich doppelt und dreifach ausgezahlt. Man begegnet einer hellen, angenehm timbrierten Stimme, die über alle Vorzüge eines lyrischen Tenors verfügt sowie über eine mit männlicher Durchsetzungskraft gesungene, leicht anspringende, metallisch überhauchte Höhe. Bruchlos und auf sehr guter Technik basierend flicht er die emotionalen Phrasen zu langen Bögen, setzte er mit der grandios dargebotenen Kavatine im dritten Akt den Höhepunkt des Abends – „Salut, demeure chaste et pure“ – gekrönt von einem lang gehaltenen, locker gesungenen, hohen C. Er ist zudem eine sympathische Bühnenerscheinung, wirkt dabei weder outrierend noch blass. Als Zuhörer ist man gewohnt, Kompromisse zu machen: Bei Beczala sind keine notwendig.

Soile Isokoski ist möglicherweise kein ideales Gretchen – die Stimme schon ein Spur zu schwer und „lebenserfahren“. Die naive Mädchenhaftigkeit ist hier schon mit dunkleren Tönen gesättigt, die zugleich eine gewisse Traurigkeit verströmen. Mit dem Fortgang der Handlung passt das freilich immer besser – und Isokoski legte auch viel Seele in dieses unglückliche Frauenschicksal, das am Schluss sich mit heilig-jungfräulichem Opferwillen dem Zugriff des Bösen entzieht.

Kwangchul Youn spielt als Mephisto in dieser Inszenierung einen eleganten Verwalter des Bösen. Er ist kein Dämon – und manchmal erinnert, was er so tut, auch an billige Taschenspielertricks. Trotzdem hat das, was er spielt und singt, Gewicht. Youn ist ein Teufel mit Augenzwinkern, der darob aber seine Aufgabe nicht vergisst – und während der Betroffene noch zurück „zwinkert“ hat er dessen Seele schon mit tückischen Fallstricken umgarnt.

Roxana Constantinescu sang einen soliden Siebel. Adrian Eröd sang den Valentin mit gewohnter Bravour, allerdings klang die Stimme in der Sterbeszene nicht mehr ganz frisch. Die Marthe der Zoryana Kushpler war von unspektakulärem Utilitarismus gekennzeichnet.

Das Orchester setzte wie meist unter Bertrand de Billy dramatische Akzente, spielte phasenweise hochromantisch und eventuell eine Spur zu laut. Was sonst noch auffiel: Margaretens Gemüsegärtchen wurde eliminiert, das Bühnenbild wirkt dadurch noch kahler und einfallsloser.

Der starke Schlussapplaus dauerte knappe zehn Minuten, für den debütierenden Faust gab es einen Blumenwurf.