ROMÉO ET JULIETTE
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Wiener Staatsoper
27.12.2006

Dirigent: Bertrand de Billy

Juliette - Annick Massis
Stéphano - Sophie Marilley
Gertrude - Margareta Hintermeier
Roméo - Giuseppe Sabbatini
Tybalt - Marian Talaba
Benvolio - Martin Müller
Mercutio - Eijiro Kai
Paris - Hans Peter Kammerer
Grégorio - Clemens Unterreiner
Capulet - In Sung-Sim
Frére Laurent - Dan Paul Dumitrescu
Le Duc - Janusz Monarcha

Gereifte Jugend
(Dominik Troger)

Die 37. Aufführung der laufenden Staatsopernproduktion von „Romeo und Julia“ überzeugte weniger durch die mitreißende Jugendlichkeit der Darsteller als durch ihr Bemühen um stilistische Authentizität.

Annick Massis serviert als Julia ein Glas Sekt und keinen schwermütigen Rotwein. Sie besitzt eine leichte, etwas champagnerperlende Stimme, wie bestellt für die ausgelassene Festivität des ersten Bildes. Diese Julia ist eine Tochter aus gutem Hause und singt die Partie mit Esprit. Aber dort, wo heutige Ohren zunehmend dramatisches Gewicht erwarten, wird die Zuwaage versagt und ihr Spiel bewahrt die Contenance einer leicht abgeblätterten Jugendlichkeit, die die ersten Schritte ins Erwachsenenalter schon hinter sich hat.

Giuseppe Sabbatini setzt im Sinne des „Drame lyrique“ auf eine geistvolle Verfeinerung des emotionalen Ausdrucks, den er sehr differenziert zu gestalten weiß. Wie sehr man Romeos Herz dahinter schlagen und rumoren hört, ist eine andere Frage. Ihm zuzuhören war mehr ein intellektueller Genuss, mehr ein Vortrag, denn gelebte Bühnenwirklichkeit. Insofern passten Romeo und Julia gut zusammen, fast ein bisschen museal wie zwischen alten Dekorationen wachgeküsst. (Die es in dieser durch Lichteffekte geprägten Inszenierung natürlich überhaupt nicht gibt...)

Mercutio (Eijiro Kai) und Tybalt (Marian Talaba) waren aus gröberem Holz geschnitzt und sorgten für eine filmreife Messerstecherei. In-Sung Sim gab einen jugendlich wirkender Capulet, Dan Paul Dumitrescu ist mit seinem weichem Timbre als Frère Laurent immer ein Gewinn. Sophie Marilley sang bei ihrem Debüt einen anerkennenswerten Stephano.

Bertrand de Billy und das Orchester unterfütterten den Abend mit elastischen, etwas sentimental überhauchten Klängen: eine lyrische Grundhaltung, aber schon etwas breiter, ohne mit Gewicht auf den Gesang zu drücken. Eine stimmige Umsetzung, die mit dem Potential der SängerInnen Hand in Hand ging.

Das Publikum war zufrieden, klatschte aber nicht allzulange. Das unsterbliche Liebespaar bekam je einen Blumenstrauß zugeworfen. Die Sitzplätze waren ausverkauft, das Stehparterre ganz gut, Stehplätze auf Balkon und Galerie sehr mäßig gefüllt. (Besprochen wurde die vierte Aufführung der laufenden Serie.)