ROMEO ET JULIETTE
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Wiener Staatsoper Dirigent: Marcello
Viotti |
Juliette
- Norah Ammsellem Stéphano - Cornelia Salje Gertrude - Mihaela Ungureanu Roméo - Marcello Giordani Tybalt - John Dickie Benvolio - Levente Hara Mercutio - Adrian Eröd Paris - Markus Nieminen Grégorio - Marcus Pelz Capulet - Alfred Sramek Frére Laurent - Walter Fink Le Duc - Janusz Monarcha |
Weder
Nachtigall noch Lerche... Nachtigall und Lerche gaben sich bei dieser Romeo & Julia-Aufführung nicht unbedingt ein Stelldichein. Der Romeo suchte verbissen seine Rolle als „unsterblich Verliebter“, und die Julia war sowieso ein gehöriges Stück von der „Ideallinie“ entfernt. Marcello Giordani suchte einen ganzen Abend lang den richtigen Zugang zum „Romeo“(obwohl er ihn seit vielen Jahren im Repertoire hat), probierte mal dieses, mal jenes, hustete zweimal in die Kulissen, und konnte sich auch durch ein paar kräftig gesetzte Höhen nicht von einer Art an „Befangenheit“ befreien. Das Eis war dünn, über das er balancierte, und der Genuss beim Zuhörer nicht ungetrübt: ein Romeo mit wenig Emphase, sondern vor allem darauf konzentriert, sein Tagewerk als Opernsänger auf einigermaßen ansprechendem Niveau zu verrichten, was ihm schlussendlich auch gelang. Ein knappes, schwer errungenes 1:0 sozusagen, um diesen Vergleich aus der ganz unopernhaften Welt des Fussballs zu strapazieren, ein hart erarbeiteter Auswärtserfolg – und insoferne kann man Giordanis Debut als Romeo an der Staatsoper nur abhaken. Norah Amsellem hätte, ihrem Namen nach, zumindest die „stadpärkische“ Schwester einer Nachtigall oder Lerche abgeben können. Es reichte dann aber doch nicht zu einem veritabeln „Nomen est omen“. Vielmehr stellte man sich die Frage, warum sie gerade als „Julia“ ihr Debut an der Staatsoper geben musste. Amsellem wirkt nicht gerade sehr mädchenhaft (obwohl ich mich gerne mittels guter Stimme über solche Äußerlichkeiten hinwegtrösten lasse), und war auch sonst den Anforderungen der Partie nur bedingt gewachsen. Zu Beginn einigermaßen nervös, dominierten eine enge Stimme, wenig eindrucksvolle Koloraturen, verbunden mit einer dünnen, scharfen Höhe. Und das blieb, wenn auch später in abgeschwächter Form, als Grundkonstante immer gegenwärtig. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, in einer anderen, kleineren Rolle zu debütieren – vielleicht als Micaela, die sie auch schon an New Yorker Met gesungen hat. Der Abstand zu Stefania Bonfadelli und Andrea Rost, die seit der Premiere die Julia in Wien gesungen haben, war nur allzudeutlich. Eindeutig auf der Haben-Seite: der Mercutio von Adrian Eröd und der Stephano von Cornelia Salje. Marcello Viotti hat an seiner Art, dieses Werk zu dirigieren, nichts geändert, und das ist mir nach wie vor viel zu wenig „schmalzig“, um das mal ganz direkt auszudrücken. Besonders störend agierte dieses Mal der Aufräumtrupp, der aus unerfindlichen Regiegründen während des Vorspiels zum zweiten Akt eifrig die imaginären Mistreste des Capulet’schen Festes vom Bühnenboden zu fegen hat. Er kontrastierte diesmal in besonders plumper Weise mit seinem unsensiblen, lautstarken Besenkehren die sehnsuchtsvolle Musik der Orchestereinleitung. Und für den Schlussapplaus gilt: ein paar Bravorufer finden sich immer. Marcello Giordani mag es als Dankeschön für seinen sehr guten Caravadossi von Anfang Jänner nehmen, und Norah Amsellem kann daraus eigentlich nur falsche Schlüsse ziehen... |