ROMEO ET JULIETTE
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Wiener Staatsoper Dirigent: Bertrand de Billy |
Juliette
- Andrea Rost Stéphano - Stella Grigorian Gertrude - Mihaela Ungureanu Roméo - Giuseppe Sabbatini Tybalt - John Nuzzo Benvolio - Michael Knapp Mercutio - Russel Braun Paris - Hans Peter Kammerer Grégorio - In-Sung Sim Capulet - Alfred Sramek Frére Laurent - Dan Paul Dumitrescu Le Duc - Janusz Monarcha |
Romeo
trifft Julia im Repertoire Gounods „Shakespeare-Paraphrase“ gibt ein Lebenszeichen im Repertoire – auch wenn die „ideale“ Besetzung für dieses Werk noch nicht gefunden scheint. Natürlich wird mich dieser Abend zu keinen „Enthusiasmen“ hinreißen, aber nach der Pause gewann das Bühnengeschehen doch jene Aufmerksamkeit heischende Oberhand, die auch das Publikum für sich einnehmen konnte. Vor der Pause war nicht nur der Applaus sehr mager, sondern auch die intime, kitschige Erotik dieses Sujets wollte sich nicht recht einstellen. Bertrand de Billy ließ zwar mit einer gewissen verführerischen Leichtigkeit musizieren, aber zu schwelgerischen Tönen riss er das Orchester auch nicht gerade hin. Wie dieses „Romeo et Juliette“ wirklich klingen könnte, erlebte man erst am Schluss, in den letzten Akkorden, als sich plötzlich ein Vorhang zu heben schien und breit und sehnsüchtig die Musik recht ergreifend in den Raum wallte. Vielleicht wollte de Billy aber auch den Sängern nicht zuviel zumuten? Packend wurde es erst nach der Hochzeitszeremonie mit der fatalen Messerstecherei zwischen Tybalt und Romeo. Von da weg war wirklich so etwas wie Spannung im Raum. Vorbereitet hat das sicher auch der Stephano von Stella Grigorian, die mit hübscher, unverbrauchter Stimme den richtigen Ton anzuschlagen zu wusste. Nun zu dieser Sache mit der „idealen“ Besetzung: Der Premieren-Shicoff war es sicher nicht, der Shicoff in der zweiten Aufführungserie schon eher, aber auch Giuseppe Sabbatini war es nicht. Man bräuchte für (meinen) idealen Romeo eine Synthese zwischen einer resonanzbringenden, kräftigen Mittellage, die sich dann auch mit Leichtigkeit und Sentiment in die „Höhe“ schmeißen kann. Sabbatini hat eine zu schlanke Stimme, wenn auch mit beeindruckender Höhe und wohlgesetzter Akzentuierung. Ihm liegen die Koloraturen Bellinis und des späten Rossini näher. Er kann den Strom der Gounod‘schen Emotionen nicht in jenem Maße vervielfältigen, dass es den Zuhörer wirklich herzergreifend überrieselt. Das Feuer, das er entfacht, lodert infolge dessen auf einer zu kleinen Flamme. Im Zusammenklingen mit Julia (Andrea Rost) musste er immer der schwächere bleiben. Rost entwickelte im Laufe des Abends (nach einem nicht sehr ergiebigen, operettenhaften Beginn) eine ausdrucksstarke Julia, bei der sie schlussendlich auch stimmlich viele Pluspunkte sammeln konnte. Der Vergleich mit der Premieren-Bonfadelli ist schwieriger, weil sich die Stimmen vom Typus her viel ähnlicher sind. Bonfadelli hat die „klarere“, „reinere“ Mittellage und die „intakteren“ Koloraturen, wenn sie ausgeruht ans Werk geht. Aber beide entwickeln nicht – und hier gilt ähnliches wie für die Tenoristen – jene samtige Süffigkeit, mit der sie eine weiche, unschuldig-verführerische Laszivität in die gespannt-lauschenden Zuhörer-Ohren träufeln könnten. Das Haus war sehr gut besucht, auch der Stehplatz recht gefüllt; viele Touristen. Rost siegte eindeutig in der Publikumsgunst vor dem Romeo des Giuseppe Sabbatini. |