ROMÉO ET JULIETTE
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Wiener Staatsoper
25.6.2013

Dirigent: Plácido Domingo

Juliette - Sonya Yoncheva
Stéphano - Juliette Mars
Gertrude - Ulrike Helzel
Roméo - Piotr Beczala
Tybalt - Dimitrios Flemotomos
Benvolio - Martin Müller
Mercutio - Gabriel Bermúdez
Paris - Mihail Dogotari
Grégorio - Marcus Pelz
Capulet - Il Hong
Frére Laurent - Dan Paul Dumitrescu
Le Duc - Alexandru Moisiuc

Roméo et Juliette, 52. Aufführung in dieser Inszenierung“
(Dominik Troger)

„Roméo et Juliette“, „Tristan und Isolde“: unsterbliche Liebespaare bevölkern derzeit die Staatsopernbühne. In der zweiten Vorstellung der laufenden Serie sorgte Shakespeares Meisterwerk für ein bestens gefülltes Haus. Sonya Yoncheva und Piotr Beczala gaben Julia und Romeo – und Placido Domingo war wieder einmal am Pult zu erleben.

Placido Domingos Stärken liegen für meinen Geschmack aber nach wie vor auf der Bühne und weniger im Orchestergraben. Der Abend begann in der Koordination etwas „wackelig“, das Orchester spielte mit breitem Klang und unterfütterte die Geschichte mit hochromantischem „Sound“. Das hat die Eleganz dieser Musik etwas „verwässert“. Domingo sorgte bei Höhepunkten für Spannung, zwischen diesen gab es immer wieder längere Phasen, in denen die Musik recht träge dahin plätscherte. Trotzdem wusste die Aufführung im Laufe des Abends immer stärker zu fesseln, und im vierten und fünften Akt wurde diese berühmteste aller Liebesgeschichten von allen Beteiligten mit viel Engagement und herzergreifend erzählt.

Sonya Yoncheva und Piotr Beczala sorgten für einen vokalen „Pas de deux“, der schlussendlich mitzureißen vermochte. Beczala gab mit dieser Serie sein Wiener Romeo-Debüt. Er sang sich mit klarem Tenor und mit Eleganz durch den Abend – auch wenn die Stimme dann und wann etwas überspannt klang. Einige Spitzentöne gelangen recht schön, einige wirkten auf mich schon zu forciert. Mit seinem Stilgefühl ist Beczala im französischen Fach aber immer sehr gut aufgehoben. Seinem Naturell entsprechend stellte er keinen feurigen, südländischen Romeo auf die Bühne, sondern einen noblen, auf mich eher zurückhaltend wirkenden jungen Mann.

Sonya Yoncheva galt das besondere Augen- und Ohrenmerk des Publikums. Die Sängerin kam nach der Absage von Nino Machaidze in dieser Aufführungsserie zu einem vorgezogenen Staatsoperndebüt. Yoncheva spielte sehr engagiert. Ihre Bühnenwirkung beim „Amour, ranime mon courage“ war energiegeladen und mitreißend, die Sterbeszene berührend und im Zusammenwirken mit Beczala sehr gelungen. Doch über die gesamte Aufführung gerechnet blieb der Eindruck zu unausgewogen: da gab es schöne, mit Animo vorgetragene Passagen, in denen ihre Mittellage durchaus betörend klang, ein wenig angedunkelt und breit, dann aber machte sich wieder ein kurzwelliges „Vibrato“ überdeutlich bemerkbar, das der Stimme für meinen Geschmack zu viel von ihrem jugendlichen Reiz nahm. Auffallend war auch, dass Yoncheva oft sehr laut sang. Die Spitzentöne kamen sicher, nicht immer so klangschön wie erhofft, weil zu forciert, beim „Écoutez! Écoutez!“ am Beginn klang ihr Sopran noch etwas hart.

Das restliche Ensemble war solide bis unterdurchschnittlich besetzt. Noch auf der Habenseite etwa Dan Paul Dumitrescu als Frère Laurent, mit Abstrichen Alexandru Moisiuc als Duc, Dimitrios Flemotomos als Tybalt. Il Hong wirkte als Capulet noch recht jung. Keinen guten Tag erwischten Gabriel Bermúdez (Mercutio) und Juliette Mars (Stéphano).

Die Inszenierung lebt von der Lichtregie, die Patrick Woodroffe entworfen hat – und dank dieser funktioniert diese Aufführung, die 2001 Premiere hatte, nach wie vor sehr gut. Fazit: Viel Applaus für Julia, Romeo und den Dirigenten.