ORFEO ED EURIDICE
Aktuelle Spielpläne
Forum
Opernführer
Chronik
Home
Gluck-Portal

Theater an der Wien
Premiere

14.10.2008

Dirigent: René Jacobs

Inszenierung: Stephen Lawless
Bühne:
Benoit Dugardyn
Kostüme: Sue Willmington
Bewegungsregie: Lynne Hockney
Licht: Patricia Collins

Freiburger Barockorchester

Arnold Schönberg Chor

Orfeo - Bejun Mehta
Euridice - Miah Persson
Amore - Sunhae Im


„Orfeo und Euridice heiraten in Wien
(Dominik Troger)

Mit „Orfeo und Euridice“ ist dem Theater an der Wien wieder eine vorbildliche Produktion gelungen. Die Wiener Fassung des Werkes von 1762 wurde in einen für Wien überaus passenden Rahmen gestellt und vorzüglich interpretiert.

Auf der Bühne befindet man sich überraschend im Wiener Musikverein, dem geheiligten Tempel gelebter Wiener Musikkultur. Sie zeigt einen Ausschnitt des Goldenen Saals als Spielfläche für die Orpheushandlung, von der Künstler-Hochzeit am Beginn mit dem Chor in den Logen, über den Abstieg in die Unterwelt, bis zum versöhnlichen Schluss, der zugleich wie ein neuer Anfang erscheint.

Regisseur Stephen Lawless hat dieses Setup konsequent genützt, vom Cembalo-Sarg für Euridice, vom Berg aus Geigen- und Cellokästen, der bedrohlich aus der Unterwelt des Goldenen Saales emporsteigt, bis zur Verwandlung in ein lichtdurchflutetes und blumengeschmücktes Elysium in das durch offene Türen ein zarter blauweißer Barockhimmel schimmert. Das Ballett wurde in zeremonielle pantomimisch unterfütterte Gestik aufgelöst, durch die Hauptdarsteller und den vorzüglichen Arnold Schönberg Chor ausgeführt: starke Emotionen, aber mit haltungbewahrenden Gebärden, ganz dem aufklärerisch-klassischen Stil von Glucks Musik verpflichtet.

Im Mittelpunkt stand der Orfeo von Bejun Mehta, ein Countertenor, der wie ein Mezzo klingt, ausdrucksvoll und schauspielerisch versiert. Überraschend die für einen Countertenor füllige und strapazierfähige Stimme, für die das Theater an der Wien einen idealen Klangraum bot. Euridices Auftritte sind zwar begrenzt, aber Miah Persson erfüllte sie ganz mit ihrem klaren, reinen Sopran, erhob sie, weißgewandet, zu lichtvollem Leben. Agil der Amor von Sunhae Im, ein wendiger Liebesengel, der Orfeos Klagen nicht wiederstehen kann. Dem Freiburger Barockorchester unter René Jacobs gelang die Verbindung von Emotionen und szenischer Dramatik, leichtfüssig und doch ganz im Charakter der alten Instrumente, ohne Glanzpolitur.

Das Publikum spendete am Schluss gute zehn Minuten Applaus und viele Bravorufe. Die Aufführung dauert eineinhalb Stunden ohne Pause. Ein Besuch der Folgevorstellungen kann nur empfohlen werden, allerdings dürfte es bereits knapp mit den verfügbaren Karten werden.