ANDREA CHENIER
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Wiener Staatsoper
1.6.2003

Dirigent: Adam Fischer

 

Andrea Chenier - Johan Botha
Gerard - Lado Ataneli
Maddalena - Violeta Urmana
Gräfin Coigny - Margareta Hintermeier
Bersi - Elina Garanca
Roucher - Boaz Daniel
Madelon - Mihaela Ungureanu
Fleville - Hans-Peter Kammerer
Tinville - Goran Simic

Matthieu - Alfred Sramek
Incroyable - Herwig Pecoraro
Dichter - Peter Jelosits
Dumas - Peter Köves

Schmidt - Janusz Monarcha

„Kein Salz in der Suppe“
(Dominik Troger)

Ein Teil des Publikums schien mit diesem Andrea Chenier ziemlich zufrieden. Der Applaus hat den Abend eindeutig zu einem Erfolg erklärt. Lässt sich dagegen etwas einwenden?

Wie gehabt zerstückelt man den Chenier an der Staatsoper durch zwei trostlos lange Pausen und eine ausgiebige Lichtpause. Die Wiederaufnahme hat leider nichts daran geändert. Dem Werk tun diese Pausenorgien überhaupt nichts Gutes - ganz insbesondere dann, wenn der Chenier höchstpersönlich vor allem gewichtige Langeweile verbreitet.

Denn Johan Botha hat sich auf seine mächtige, höhensichere Stimme verlassen, mit der er zwar viele seiner Vorgänger (und wohl auch Nachfolger) in Grund und Boden bohren könnte, ansonsten sang er aber stilistisch unsicher und ziemlich ausdruckslos seinen Part herunter. Dabei geht es jetzt gar nicht um sein schauspielerisches Un-Talent, dass man für eine mitreißende gesangliche Darbietung nur zu gern in Kauf nehmen würde. Botha wirkte auch emotional völlig unbeteiligt und schwelgte in einer Langeweile, die in Anbetracht der mitreißenden Arien, die er zu singen hat, doppelt und dreifach unverständlich schien.

Lado Ataneli ist leider keine mitreißende Bühnenpersönlichkeit, aber bei ihm war das Bemühen um Emotionalität wenigstens greifbar. Gesanglich konnte er sich erst bei seiner Arie im dritten Akt zu einer guten Leistung steigern, und er vermochte sich dem musikalischen Charakter des Werkes einigermaßen anzunähern. Giordano treibt in seinen Arien die Sänger ja immer ein wenig über sich hinaus, um sie emotional möglichst auszuquetschen. Es sind fast "Mini-Tristansche"-Ausbrüche, die er aus seiner blühenden, knapp formulierten Melodik heraus entwickelt. Idealerweise müssen Sänger und Orchester diese Melodik auch nachvollziehen, einen gewissen Schmelz einbringen – bis sich dann in kurzen Attacken das romantische Gehabe in die Brutalität des Verismo hinüberbeutelt.

Violeta Urmana ist ihr erstmals versuchter Fachwechsel zwar überraschend gut gelungen, aber in Summe fehlte ihrer Stimme jene lyrisch überhauchte Leichtigkeit, aus der man den mädchenhaften Liebreiz und die romantische Veranlagung der Maddalena herauslesen könnte. Ich habe Urmana nicht wirklich als rollendeckend empfunden.

Der Roucher von Boaz Daniel war hörenswert - und ansonsten gab es ein gewisses Auf- und Ab bei dem reichlichen Revolutionspersonal.

Bleibt der Dirigent: Adam Fischer produzierte vor allem knalligen Revolutionslärm und das war ein bisschen eindimensional.

Die Inszenierung, Made by Otto Schenk, zählt nicht zu seinen besten. Aber die Premiere im Jahr 1981 hatte gesanglich ein ganz anderes Potential. Ich nenne keine Namen, es ist sinnlos. Wir schreiben das Jahr 2003.