MARTHA
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Wiener Volksoper
12.2.2005

Musikalische Leitung: Elisabeth Attl


Lady Harriet - Alexandra Reinprecht
Nancy - Andrea Bönig
Lord Tristan - Einar Gudmundsson
Plumkett - Anton Scharinger
Lyonel - Ismael Jordi
Der Richter - Lars Woldt
Erste Magd - Katharina Ikonomu
Zweite Magd - Katja Metodieva

Dritte Magd - Nora Drimba
Erster Diener - Stefan Tanzer
Zweiter Diener - Jaroslaw Jadczak
Dritter Diener - Daniel Strasser


„Rosenduft und Pneumokokken“
(Dominik Troger)

Samstagabend wurde an der Volksoper wieder die „Letzte Rose“ gepflückt. Nachdem mir die Premiere im Herbst 2003 entgangen war, kam ich erst jetzt in den Genuss von Alexandra Reinprechts „Martha“.

Manchmal passen die Dinge wirklich zusammen: Aussehen, Tonfall, die Beweglichkeit der Stimme, in der sich so ein Tropfen Schwermut drin bricht wie glänzender Tau auf Rosenrot im Morgenlicht. Das geht ins Gemüt, aber wohldosiert. Koloraturen werden zu zartem Blattwerk, dass jene Rose lebendig umrankt, die aus dem Spass einer gelangweilten Lady der „großen Liebe“ zuwächst. Alexandra Reinprecht entwickelt die „Martha“ mit Balance, ein koketter Augenaufschlag, ein gerührter Augenniederschlag, ein gefühlvolles Aufblühen von Liebesregungen – aber weder zu gravitätisch noch zu burlesk. Tändelndes Spiel und schmerzender Ernst, von jedem etwas, aber nicht zuviel. Liebevoll zum Licht gewendet, scheint diese Rose im Park eines schmucken Landschlosses zu gedeihen, in einem von südlicher Sonne erwärmten Garteneck vor weißgetünchten Wänden. Die luftige Leichtigkeit erfrischenden Morgenwindes regt die Zweige. Irgendwo in der Nähe schillert ein kleiner See zwischen frischbegrünten Ästen. Lyonel kommt des Wegs. Könnte er an dieser Rose vorübergehen?!

Das Publikum (wenn es nicht gerade hustet, das ist zu dieser Jahreszeit sehr beliebt) lässt sich gerne von dieser Geschichte gefangennehmen – Flotow hat schon dafür gesorgt, dass es der Seufzer nicht zu viele werden. Man huldigt einer zartbesaiteten Liebe und gönnt sich Zwischendurch einen Schluck reinigenden englischen Biers. Das bringt die Gefühlswelt wieder in Ordnung. Um Alexandra Reinprecht gruppierte sich ein spiel- und singfreudiges Ensemble. Andrea Bönig kann bei der Nancy ihr Talent zur Komik immer wieder herausstreichen, selbiges gilt für Einar Gudmundsson als Lord Tristan. Anton Scharinger bringt den Plumkett als hermdsärmeligen Pächter charakteristisch zur Geltung. Ein bisserl zu viel schmachtete mir Ismael Jordi als Lyonel. Er singt sehr lyrisch, aber die Stimme blüht mir dabei zu wenig auf. Außerdem könnte dieser landwirtschaftserfahrene Jüngling auch ein bisschen rescher zur Sache gehen. Elisabeth Attl sorgte für animiertes Musizieren, mit kräftiger Hand bei den Volksszenen, mit Gefühl, wenns drauf ankommt.

Das Publikum fiel vor allem durch Husten auf, Räuspern, weitere pneumatische Effekte. Während der Ouvertüre dachte ich schon, das wird eine richtige Grippeepidemie. Immerhin fanden sich am Schluss noch ein paar gesunde Bravorufer, aber der Applaus währte trotzdem nur (zu) kurz.