LADY SARASHINA

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MuTh
4. Juli 2018

Dirigent: Gregory Vajda

Regie & Bühnenbild: András Almási-Tóth
Kostüme: Krisztina Lisztopád, Richárd Márton
Choreographie: Ester Lázar

Eine Produktion deer Franz Liszt Musikakademie Budapest

Sopran - Imai Ayane
Sopran - Makiko Yoshida
Mezzosopran - Andrea Meláth
Bariton - Máté Fülep


Japanische Träume

(Dominik Troger)

Am zweiten Tag hat das Armel Opera Festival ein Werk des wohl bekanntesten ungarischen Komponisten der Gegenwart nach Wien gebracht: „Lady Sarashina“ von Peter Eötvös.

Lady Sarashina lebte vor 1000 Jahren in Japan. Sie hat eine Art von „Tagebuch“ geführt: Träume, Erinnerungen, Sehnsüchte mischen sich zu einem poetischen Sitten- und Stimmungsgemälde. Peter Eötvös hat bereits in den 1990er-Jahren diesen Stoff aufgegriffen und zum Thema eines Musiktheaterstücks („As I crossed a bridge of dreams“) gemacht. „Lady Sarashina“ basiert auf diesem Stück, wurde aber stark verändert. Der Charakter eines hörspielartigen „Klangtheaters“ wurde zugunsten einer stärkeren Dramatisierung und „operngerechteren“ Aufmachung aufgegeben.

Neun „Sequenzen“ gliedern das Werk und drängen es strukturell stark in die Richtung eines „Monodrams“, in denen das Leben von Lady Sarashina nur vage und als inneres, zwischen Hoffnungen und Enttäuschungen schwankendes Erleben greifbar wird. Die „Geisterstimmen“ der Erstfassung sind zu Bühnenfiguren mutiert, die je nach dem Inhalt der jeweiligen „Sequenz“ unterschiedliche Figuren darstellen. Erzählt wird von Pilgerfahrten, von der Liebe, von einer Katze, von der lunaren Traurigkeit mondbeschienener Nächte etc. Die biographische Klammer bildet eine ungünstige Prophezeiung, die das Liebesklagen und den melancholischen Lebensgestus der Lady vorwegnimmt, der im Laufe der poetischen „Geschichte“ immer stärker in den Vordergrund tritt.

Peter Eötvös hat das Geschehen in eine pointierte „Klanglichkeit“ gekleidet, die die fragile Poesie der Texte durch ihre Expressivität fast ein wenig erdrückt. Im Vergleich mit „As I crossed a bridge of dreams“ wartet „Lady Sarashina“ mit einem größeren Orchester auf (das reizvolle elektronische Klavier, dass von selber spielt, gibt es nicht mehr). Es wurde alles ein bisschen eingedickt und der Reiz eines geheimnisvollen, schwebenden „Exotismus“ zugunsten einer „handfesteren“ Dramatik und Klanglichkeit aufgegeben, etwa auch durch einen ausgeweitete Bläserbesetzung. Das innere Ringen von Lady Sarashinas Seeleleben wurde dadurch verschärft und „existentialistischer“ ausgedeutet.

Die Inszenierung hat mit ihrem abstrahierend-sachlichen Ansatz wenig an „Farben“ hinzugefügt. Sie hat das Orchester auf der Bühne „geparkt“, während den Solisten nur ein Bereich im rechten Bühnenvordergrund vorbehalten blieb, mit einem Doppelbett als einzigem, großen Requisit. Das Orchester, so offensichtlich im Blickfeld und so direkt die Ohren beschallend, hat dem klangmalerischen Geheimnis viel an Reiz genommen: Im Vergleich zu den oben erwähnten stimmungsvollen Wiener Aufführungen von „As I crossed a bridge of dreams“ war bei dieser „Lady Sarashina“ nur mehr wenig davon zu spüren. Vielleicht ist man aufgrund des Gastspiels zu solchen Kompromissen gezwungen gewesen, aber das Gesamtsetting war eher enttäuschend und hat der Ausdruckskraft des Werkes, wie mir scheint, mehr geschadet als genützt.

Die Lady und das „Vokal-Trio“ – zwischen Sprechgesag und ariosen Passagen wechselnd – tummelten sich im und um das erwähnte Bett. Geleitet wurde der Abend von Gregory Vajda am Pult der Pannonischen Philharmonie. Die Aufführungsdauer laut Programmheft betrug 1 Stunde 20 Minuten. Es gab keine Pause und viel Applaus. Das MuTh war sehr gut besucht, ein paar Besucher verließen die Vorstellung frühzeitig. Der Komponist war anwesend.