TULIFANT
Aktuelle Spielpläne
Forum
Opernführer
Chronik
Home
Einem Portal

MuTh
14. Mai 2018

Musikalische Leitung: Caspar Richter

Regie: Beverly & Revecca Blankenship
Ausstattung: Elisabeth Binder-Neururer

Schubert Akademie
Chorus Juventus (Einstudierung Michael Grohotolsky)


Fridolin -
(Wiener Sängerknaben, nur Vorname angegeben) David / Jeong-min

Pelzchen - Da-yung-Cho / Brigitta Simon
Smaragda - Irena Weber / Nefelo Kotseli
Wüsterich - David Jagodic / Eggert Regin Kjartansson
Tulifant - Sreten Manoljovic / Benjamin Chamandy
Müff Müff - Ricardo Bojórquez / Ivan Zinoviev

(Besetzung alternierend, für die einzelnen Aufführungen nicht gesondert ausgewiesen)


Die Rettung der Erde durch die Oper

(Dominik Troger)

„Tulifant. Ein Märchenspiel über Verzauberung und Erlösung unseres Planeten Erde“ – Zum 100. Geburtstag von Gottfried von Einem kam dessen letzte Oper im MuTh am Augartenspitz zur Aufführung.

„Tulifant“ ist eine Oper für Kinder und Erwachsene. Sie dauert rund 75 Minuten und basiert auf einem Libretto der Schriftstellerin Lotte Ingrisch. Die Handlung in aller Kürze: Der Bub Fridolin befreit die Erde vom bösen Wüterich, der sie sich „untertan gemacht hat“, in dem er die als Magd darbende Prinzessin Smaragda sowie seinen Vater Tulifant, der in der Unterwelt gefangen ist, erlöst.

„Tulifant“ wurde 1990 im Wiener Ronacher uraufgeführt. Die Kammeroper darf heute einerseits als Kuriosum andererseits als letzter Nachhall des Wiener Singspiels gelten. Sie ist auch im Kontext der Entwicklung der „Grünbewegung“ in Österreich zu sehen, die im Zuge der Diskussionen um das Atomkraftwerk Zwentendorf und das Donaukraftwerk Hainburg, schließlich zur Gründung einer „grünen Partei“ und deren Einzug in den Nationalrat geführt haben. Die mystifizierende Esoterik des „Tulifant“ hat mit einer konkreten sachpolitischen Haltung allerdings wenig zu tun – ein Punkt, der auch heutzutage Rezipienten den Zugang zu diesem Werk nicht leichter macht.

Die Musik schwankt zwischen zwei Polen: kammermusikalische Streicher, die das abgeklärte mozart’sche Flair eines Strauss’schen „Capriccios“ nicht verleugnen, und ein präsentes Schlagwerk, das zum Beispiel im kurzen Vorspiel zum dritten Akt kräftig „reinhauen“ darf. (Fridolin besitzt eine Trommel, und es lag nahe, sein Erlösungswerk entsprechend auszustaffieren.) Musikalisch interessant ist die Figur des Pelzchen, das eine Phantasiesprache spricht und deren ariose Einsprengsel wie ein Nachhall der Moderne und ein wenig papagenaartig mit fröhlicher Anarchie und musikalischem Witz das Märchenland beleben.

Rebecca und Beverly Blankenship haben einen große Trommel als Basis für das Bühnenbild genommen, die nicht nur als Podest, sondern auch als Tor zur Unterwelt dient. Florian im Matrosenanzug und phantasievolle Kostüme etwa für den Drachen Müff Müff oder das besagte Pelzchen belebten die Bühne, auf der sich allerhand Märchenhaftes zutrug. In der zweiten Aufführung gab der Sängernkabe Jeong-min den Fridolin: eine reife Leistung. Das Pelzchen (Brigitta Simon) sang mit hübschem, koloraturaffinen Sopran. Der Drache Müff Müfff nieste nicht nur herzerweichend und der Wüsterich war so böse wie es ihm vom Libretto vorgeschrieben wurde. Caspar Richter dirigierte die Schubert-Akademie

Die Aufführungen kamen im Rahmen einer Koproduktion des MuTh mit Schloss Esterházy und unterstützt von der Gottfried von Einem Musik-Privatstiftung zu Stande. Die zweite Vorstellung (Premiere am 12. Mai) war sehr schlecht besucht, das anwesende Publikum spendete starken Beifall.