DANTONS TOD
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Staatsoper
3. April 2018

Musikalische Leitung: Susanna Mälkki


Georg Danton - Wolfgang Koch
Robespierre - Thomas Ebenstein
Camille Desmoulins - Herbert Lippert
Hérault de Séchelles - Jörg Schneider
Saint -Just - Ayk Martirossian
Herrmann - Clemens Unterreiner
Simon - Wolfgang Bankl
Ein junger Mensch / Erster Henker -
Wolfram Igor Derntl

Zweiter Henker - Marcus Pelz
Lucile - Olga Bezsmertna
Julie - Alexandra Yangel
Eine Dame - Ildoko Raimondi
Ein Weib - Lydia Rathkolb


4. Aufführung der Neuproduktion

(Dominik Troger)

Die vierte Vorstellung von „Dantons Tod“ hat die Premiereneindrücke im Wesentlichen bestätigt, wenn auch in abgeschwächterer Form. Der Besuch (Aufführung im Abonnement) war gut, die kleinen Lücken da und dort in den Sitzplatzreihen aber nicht zu übersehen. Der Galeriestehplatz franste nur wenig zur Seite hin aus.

Die Inszenierung von Josef Ernst Köpplinger wird dem Werk im Repertoire nicht im Wege stehen. Sie „funktioniert“, auch wenn sie viele Details unter den Tisch kehrt. Ihr „Revolutions-Realismus“ erinnert mehr an eine Musical-Produktion, aber der Aufmerksamkeit des Publikums ist sie nicht abträglich. Dass durch das Einheitsbühnenbild einzelne Szenen stark an Prägnanz verlieren, ist aber nach wie vor ein Faktum. Zum Beispiel wird nicht deutlich, dass Danton und seine „Genossen“ vor der Szene mit dem Revolutionstribunal bereits im Gefängnis sitzen. Das düstere Zwiegespräch und sinnieren über den Tod zwischen Danton und Camille und der Auftritt Luciles gewinnen durch diesen Sachverhalt eine starke existentielle Bedeutung, die kaum greifbar wird, wenn sich die Szene vor einem – wenn auch schäbigen – barocken Bett abspielt, das man schwer in einem Gefängnis würde antreffen können.

Die Requisiten befinden sich übrigens alle auf der Bühne, die an das geplünderte Lager eines Altwarenladens erinnert. Das revolutionäre Volk schleppt sie nach Bedarf vom Rand in die Bühnenmitte oder von selbiger an den Rand. Der Bretterverschlag hat rechts und links außen noch zwei Laufgänge, auf denen immer wieder Volk auftaucht und zum Beispiel Hände zwischen den Lücken, die die Holzplanken freilassen, mehr oder weniger bedrohlich in die Szene streckt. Im Hintergrund befindet sich eine blendenartig verschließbare Bühnenbegrenzung, die meist den Blick auf eine helle weiße Fläche freigibt, über die nach der Exekution von Danton Wasser fließt – zumindest nach meinem Eindruck.

Die tragenden Säulen der Produktion sind der Staatsopernchor und das Orchester. Dort wird der revolutionäre Fleischwolf angerichtet, durch den die Protagonisten gedreht werden. Zwar mag in dieser vierten Vorstellung im Vergleich zur Premiere der Spannungspegel leicht reduziert gewesen sein, die Wucht der Chöre und die immer wieder von vorwärtstreibender Rhythmik gekennzeichnete Musik ließen das Geschehen aber erneut wie auf einer schiefen Ebene ablaufen. Susanna Mälkki am Pult hat das Orchester zu trockenem, aber brillantem Spiel angehalten. Ihr Dirigat wirkte auf mich sehr fokussiert und von einem starken, überzeugenden Willen getragen, was auch in ihrer Gestik zum Ausdruck kam. Die Lautstärke schien mir besser ausbalanciert, als in der Premiere.

Was die Besetzung betrifft, sind noch ein paar Anmerkungen angebracht. Wolfgang Koch erwies sich wieder als vielleicht schon zu „weicher“ Danton, dem das Quäntchen an Heroik und Überheblichkeit fehlt. Koch hat auch im Ausdruck einiges „liegen gelassen“, Dantons Zynismus, seine Selbstironie, etwa im kurzen „Duell“ mit Robespierre, in dem es – eben wegen der Kürze – auf jedes Wort ankommt. Herbert Lippert ist in Stimmfarbe und Ausdruck ein fast schon zu asketischer, konzentriert an sich haltender Camille. Olga Beszemertnas Sopran gewinnt mit seiner lyrischen Innigkeit, während die Stimme unter Belastung an diesem Abend etwas unstet klang. Herrmann (Clemens Unterreiner) würde mit etwas kühlerem, inquisitorischem Charakter(bass)bariton, als ihn der Sänger zur Verfügung gestellt hat, Danton stärker herausgefordert haben. Aber das ist dann schon eine Frage an das Besetzungsbüro. Manche Partie ist eben doch eine Spur zu „uncharakteristisch“ besetzt worden.

Der starke Schlussapplaus dauerte rund sechs Minuten lang.