LUCIA DI LAMMERMOOR

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Wiener Staatsoper
5.6.2009


Dirigent: Paolo Arrivabeni

Enrico - Boaz Daniel
Lucia - Edita Gruberova
Edgardo - Matthew Polenzani
Arturo - Gergely Németi
Raimondo - Dan Paul Dumitrescu
Alisa - Juliette Mars
Normanno - Peter Jelosits


„Was für ein Wahnsinn ... !“

(Dominik Troger)

25 Minuten (!) Schlussapplaus – mehr Bedarf es wohl nicht, um die Außergewöhnlichkeit dieses Abends zu dokumentieren. Edita Gruberova stand wieder als „Lucia di Lammermoor“ auf der Bühne der Wiener Staatsoper. Sie wurde mit Auftrittsapplaus begrüßt und verzückte das Publikum einmal mehr mit ihrer außergewöhnlichen Gesangeskunst.

Da brach der Applaus nach dem „Il dolce suono“ wie ein Sturmwind los, ein einziger kollektiver Aufschrei nach atemlos verbrachten Minuten des Zuhörens. Wie sich hier immer noch die Spannung aufbaut, im Wechselspiel mit der Flöte, wie Gruberovas „Lucia“ so anders als bei allen anderen Sängerinnen sich zu diesem Höhepunkt emporschwingt auf der langen Kette der Koloraturen und eingefädelten Piani – und wie all die langen Bühnenjahre diesen magischen Tonfolgen nichts anhaben konnten, die hier über ihre Lippen gleiten: Wollte man das beschreiben, man landete bei der Metaphysik ...

So folgt man als Zuhörer der Wahnsinnsszene ganz glücklich und demütig, und weiß nicht wohin mit seiner Dankbarkeit. Schließlich jubelt man sie hinaus – und das taten Teile des Publikums an diesem Abend reichlich, beim Schlussvorhang ganze 25 Minuten lang und von fünf Blumenwürfen begleitet. Ihre Stimme klang bei dieser Vorstellung lockerer und elastischer als schon gehört, geradezu verjüngt. Nur bei der Kavatine im zweiten Bild musste Gruberova ihrer langen Karriere ein wenig Tribut zollen.

Matthew Polenzani hat vor zwei Jahren hierzulande mit einem differenziert gesungenen Don Ottavio aufhorchen lassen – und er enttäuschte auch als Edgardo nicht. Schon lange hat man an der Staatsoper das „Fra poco a me ricovero“ nicht mehr so geschmackvoll und mit emotionaler Tiefe vorgetragen gehört wie an diesem Abend. Boaz Daniel sang den bösen Bruder mit kräftig-kerniger Stimme, Dan Paul Dumitrescu gab als Raimondo – gemäß seinem Timbre – einen mehr väterlichen, verständnisvollen Beichtvater. Gergely Németi entledigte sich zufriedenstellend der undankbaren Rolle des Arturo, dessen Funktion eigentlich nur darin besteht, von Lucia gemeuchelt zu werden. Julietta Mars und Peter Jelosits ergänzten das Ensemble. Paolo Arrivabeni ließ auf gute kapellmeisterliche Art musizieren.

Der Applaus galt am Schluss nicht nur Gruberova, auch Polenzani wurde mit vielen Bravorufen bedacht.