LUCIA DI LAMMERMOOR

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Wiener Staatsoper
7.5.2007


Dirigent: Paolo Arrivabeni

Enrico - Vladimir Moroz
Lucia - Edita Gruberova
Edgardo - Keith Ikaia-Purdy
Arturo - John Dickie
Raimondo - In-Sung Sim
Alisa
- Sophie Marilley
Normanno - Cosmin Ifrim

„Grandioser Wahnsinn“
(Dominik Troger)

Die zweite von vier „Lucia di Lammermoor“-Aufführungen bewies einmal mehr die singuläre Extraklasse von Edita Gruberova in der Titelpartie. Das weitere Umfeld der Aufführung machte keine so große Freude.

An Edita Gruberovas „Lucia“ kann man sich in Wien seit nun mehr 29 Jahren mit demütigem Staunen ergötzen. Es ist kaum zu glauben, dass sie nach wie vor die hohen, von ihr selbst gesetzten Ansprüche erfüllen kann. Zwar waren am Beginn des Abends ihrerseits noch Tributzahlungen an diese lange Zeitspanne zu leisten, und es brauchte eine Weile, bis die Stimme zur gewohnten Elastizität zurückfand und eine kühl wirkende, schon straffer gespannte Festigkeit des Timbres unter dem jugendlichen Feuer auftaute, das nach wie vor im Herzen von Gruberovas „Lucia“ brennt. Doch bei der Wahnsinnsarie erwärmte die wieder entfachte Begeisterung den Gesang, erfüllte sie die laut und leiser schwellenden Piani mit neuem Leben, wurde Lucias trauriger Wahnsinn zum jubelnden Sieg über Alter und Zeit.

Während Gruberova diesen Sieg feierte, kämpften die Mitstreiter auf der Bühne mehr oder weniger hart mit den musikalischen Vorgaben. Dabei war der Staatsopern-Direktion auch kein Glück beschieden: notwendig gewordene Umbesetzungen beim Enrico, Edgardo und Arturo würfelten die ursprünglich geplante „Sängerriege“ ziemlich durcheinander.

So kam der von Teilen des Publikums nicht unbedingt auf Rosen gebettete, aber vielseitig einsetzbare Keith Ikaia-Purdy (anstelle von Giuseppe Sabbatini) wieder zu Einspringerehren, wobei er mit redlichem, etwas forciertem Gesang dem Edgardo zu deutlicher Bühnenpräsenz verhelfen konnte. Vladimir Moroz (für Boaz Daniel) setzte hingegen mit schon an Outrage grenzender Beharrlichkeit auf langehaltene Schlusstöne und powerte sich mit „halsbrecherischer Bösartigkeit“ durch den Enrico. In-Sung Sim ließ als Raimondo positiv aufhorchen, er war zusammen mit Cosim Ifrim (Normanno) eine Stütze des Abends, während mich John Dickie (für Marian Talaba) bei seinem Debüt als Arturo nicht so recht überzeugen wollte.

Das Orchester unter Paolo Arrivabeni ging ziemlich harsch ans Werk. Da gabs kaum Feingefühl und Gespür für Stimmungen – einzig die Begleitung zur Wahnsinnsarie geschah animiert. Das Vorspiel zum zweiten Bild etwa – die perlenden Harfentöne, die mit der Szenenanweisung in Verbindung stehen: ein Park, ein Brunnen, Lucias sorgende Liebessehnsucht – das sollte nicht den Eindruck erwecken, als wollte man die Plattheit der Donizetti’schen Melodie entlarven... Unbedingt positiv anzumerken: Das Turmbild wurde gespielt!

Der Applaus drehte sich natürlich um Edita Gruberova, es wurden Blumen geworfen, und sie bekam bei den Solovorhängen eifrig Bravorufe. Allzulange währte der Beifall aber nicht.