L'ELISIR D'AMORE

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Wiener Staatsoper
25.10.2010

Dirigent: Yves Abel

Adina - Julia Novikova
Nemorino -
Juan Diego Flórez
Belcore - Tae Joong Yang
Dulcamara - Lars Woldt
Giannetta - Anita Hartig


Juan Diego Flórez als Nemorino

(Dominik Troger)

Juan Diego Flórez ist eindeutig der Star der aktuellen „Liebestrank“-Serie an der Staatsoper – und das Wichtigste vorne weg: er hat an diesem Abend das „Una furtiva lagrima" nicht wiederholt.

Über Juan Diego Flórez kann man nur Lobeshymnen anstimmen, seine wunderbar leichte Art des Singens fasziniert einen jedesmal erneut. Das „Una furtiva lagrima“ präsentierte sich dank seiner sängerischen Meisterschaft als filigranes blattvergoldetes Schmuckstück, das sich anmutig und anschmiegsam ans Dekolleté der fernen und eigentlich doch so nahen Geliebten drückt. Das abschließende „d‘amor“ rundete er zu schmerzvoller Wehmut, in der sanft und nuanciert die über die gesamte Romanze aufgebaute Spannung zu einem zarten, innig empfundenen Abschluss kam. Dabei wirkte nichts künstlich oder übertrieben, Nemorinos schlichter, ehrlicher Charakter blieb stets gewahrt.

Außerdem hat Flórez Stimme in den letzten Jahren deutlich an tragender Fülle zugelegt – man vergleiche beispielsweise sein jetziges „Una furtiva lagrima“ mit früheren Jahren, etwa auf einer 2003 erschienen Arien-CD. Seinem Timbre entbehrte damals noch der elastischen, weichen Ummantelung einer natürlich „erwachsen gewordenen“ Stimme, die ihr jetzt in dieser Romanze ein Leuchten verleiht, das seine Kunstfertigkeit gleichsam beseelt. Flórez Gesangsstil fordert zum konzentrierten Zuhören auf, besticht durch die Klarheit seines Vortrags, der jede Verzierung präzise erfasst, und überwältigt nicht mit auf dem Tablett präsentierten, überbordenden Emotionen. Im Spiel begeisterte Flórez mit naiver Ader, manchmal auch keck und selbstironisch, körperlich so beweglich (wie man an der kleinen „Balletteinlage“ sehen konnte) und von frischer Ausstrahlung wie sein graziöser Tenor.

Die Adina der Julia Novikova ließ eine in den Koloraturen sehr agile, aber leider auch ziemlich kleine Stimme hören. Das zwitscherte zwar fröhlich, aber tiefgründigere Leidenschaften verloren sich irgendwo im weiten Staatsopernraum. Die Stimme war mir persönlich für die Adina etwas zu hart timbriert, sattere südländische Farbgebung würde auch der etwas schmalen Höhe gut tun. Ihr körperliches Erscheinungsbild ist zart, und wurde von ihrem langen blonden Haar bestimmt. Sie spielte recht lieblich. Julia Novikova war schon in der ersten Vorstellung für Sylvia Schwartz eingesprungen.

Der Dulcamara des Lars Woldt wirkte gesanglich und darstellerisch ziemlich „deutsch“. Zwischen der Buffo-Persönlichkeit des hintertriebenen Quacksalbers und seiner Interpretation lagen gewissermaßen „die Alpen“. Tae Joong Yang ließ stimmlich wieder mit oftmals „kernigem“ Bariton aufhorchen, aber auch bei ihm dürfte die Zukunft nicht gerade in der Opera buffa liegen. Dafür mangelte es ihm nach wie vor an darstellerischer Lockerheit und Präsenz. Letztlich geht es dabei um das Finden von „Zwischentönen“, um eine „Suberversivität“ im Ausdruck, die man Wienerisch oft mit dem Wort „Schmäh“ umschreibt. Den hat man – oder man hat ihn nicht. Aneignen kann man sich das, meiner Meinung nach, nur schwer.

Anette Hartig rundete das Bild einer ganz netten, aber abgesehen von Flórez, mehr „repertoiregemäßen“ „Liebestrank“-Aufführung, der auch das Orchester unter Yves Abel kaum weitere Konturen abgewann.

Flórez wurde eifrig applaudiert, aber er kam beim Schlussvorhang nur einmal alleine auf die Bühne (ein Blumenwurf), sonst immer in Begleitung aller Mitwirkenden oder nur von Adina.