L'ELISIR D'AMORE |
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Wiener Staatsoper Dirigent: Francesco Ivan Ciampa |
Adina
- Nadine Sierra |
Gaetano Donizettis musikalisches Aphrodisiakum entfaltete an diesem Freitagabend im Haus am Ring seine volle Wirkung: ein spielfreudiges Ensemble schwelgte mit humorvollem Schwung im naiv-sentimentalen Opernglück Da wäre zuerst einmal die Adina der Nadine Sierra zu nennen: eine entzückende Bühnenerscheinung, voller Lebensfreude und rührender Sentimentalität, wenn es um die große Liebe geht. Ihrem tänzerischen Schwung und ihrer koketten Koloratur konnten weder Nemorino noch das Publikum widerstehen. Sie spielte die Adina selbstbewusst, im Gesang kraftvoll genug, um noch übers Orchester kommen, ein bisschen schmal in den Spitzentönen, insgesamt eine Prise „soubrettig“ gewürzt, was zugleich auch ein wenig die Grenzen dieses mehr feingliedrigen als üppigen Soprans bestimmt.
Im zweiten Akt schlug es „Funken“ zwischen dem Liebespaar
und es rundete sich die Vorstellung zu einem flüssig-schlüssigen Zusammenwirken,
bei dem sich die Sänger einige Freiheiten nahmen und auch im Spiel mit
Verve über die Repertoireroutine hinwegsetzten – und es war zu
spüren, wie viel Spaß sie dabei hatten. Nach einem Kuss, der den Bund
zwischen Adina und Nemorino besiegelte, extemporierte Nadine Sierra
auf Deutsch ein: „Das war super
heute“ und fiel damit so charmant aus ihrer Rolle,
dass sie ein paar Sekunden benötigte, um wieder in sie hineinzufinden
– und das Publikum konnte von dieser naiven Liebesfröhlichkeit
angesteckt nur gerührt mitseufzen: So eine gemeinsame Herzenssache ist
wirklich etwas Schönes, noch dazu wenn sie so unvermittelt über einen
kommt! (Nachtrag 25.3.2025: Inzwischen wurde mir dankenswerter Weise eine pointiertere Version von Sierras Zitat übermittelt, die beweisen würde, wie gut sich die Sängerin bereits in Wien eingelebt hat: „Das war super, Oida!" Die Verwechslung mit „heute“ wäre akustisch durchaus erklärbar und dem Überraschungseffekt geschuldet.) Sierra gab in dieser Aufführungsserie ihr Wiener Adina-Debüt, Xabier Anduaga hat schon letzte Saison das hiesige Publikum mit seinem Nemorino begeistert – und schon nach seiner Auftrittskavatine gab es Applaus. Eine Wiederholung des „Una furtiva lagrima“ wie letztes Jahr hat er dem Publikum aber nicht gewährt, obwohl er es wieder mit kräftiger Lyrik gemalt und sehr feinsinnig hat ausklingen lassen. Der eingelegte Spitzenton nach dem Duett mit Belcore im zweiten Akt wurde wieder sicher gesetzt. In der Darstellung bot er die richtige Mischung zwischen etwas ungelenker Schüchternheit und Liebestrank vemitteltem Draufgängertum und mit Sierra fand er sich zu einem fröhlichen „Pas de Deux“ zusammen, der die Vorstellung zu etwas Besonderem machte. Das Wiener Rollendebüt von Bryn Terfel als Dulcamara liegt schon einige Jahre zurück. Sein Dulcamara ist ein abgebrühter Quacksalber mit „kriminellen Energien“, den er souverän auf die Bühne stellt: im Spiel ebenso wie im witzigen, intellektgesteuerten Parlando. Davide Luciano schöpfte aus dem Vollen seines kräftigen, schön timbrierten lyrischen Baritons, ein bisschen zackig nach Soldatenart, ein bisschen gockelhaft aufgeblasen, ganz so wie es zur Rolle passt. Und mit Hannah-Theres Weigl ergänzte eine vielversprechende Gianetta die mitreißende Leistung des gesamten Ensembles. Der Staatsoperchor schlüpfte wieder mit hörbarem Genuss in die szenische Otto-Schenk-Fröhlichkeit dieses ländlichen „Bilderbuchitaliens“ – und das Orchester unter Fransceco Ivan Ciampa spielte zwar etwas laut, passte sich aber schwungvoll und zugleich sensibel dem lustvoll-buffonesken Bühnentreiben an. Das Publikum dankte für diese außergewöhnliche Vorstellung mit nicht ganz zehn Minuten langem Schlussapplaus. (Besprochen wurde die dritte der insgesamt drei Vorstellungen umfassenden „Elisir“-Serie.) |