L'ELISIR D'AMORE

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Wiener Staatsoper
20. November 2017

Dirigent: Guillermo Garcia Calvo

Adina - Andrea Carroll
Nemorino -
Vittorio Grigolo
Belcore - Orhan Yildiz
Dulcamara - Erwin Schrott
Giannetta - Hila Fahima


Liebestrank an der Staatsoper

(Dominik Troger)

Auch nach dem „Adriana Lecouvreur-Festival“ geht der Betrieb an der Wiener Staatsoper weiter. Ein „Liebestrank“ lockte mit einer interessanten Besetzung: Vittorio Grigolo war nach vier Jahren wieder im Haus am Ring zu hören und Erwin Schrott würde gewiss einen bühnenstarken Dulcamara abgeben.

Der Tenor Vittorio Grigolo ist an der Wiener Staatsoper bis dato nur als Alfredo und Rodolfo aufgetreten – in insgesamt sechs Vorstellungen. Inzwischen hat der Sänger international mit seinem Roméo und seinem Hoffmann auf sich aufmerksam gemacht. Sein Wiener Nemorino bildete also nicht mehr den aktuellen Karrierestatus des Sängers ab, dessen deutlich baritonales Timbre und etwas „offene“ Gesangstechnik mich schon bei seinem Wiener Debüt ein wenig an Rolando Villazon erinnert hat. (Darstellerisch erreichte er als Nemorino aber bei weitem nicht Villazons clowneske Naivität.)

Grigolo gestaltete kein differenziertes, „lyrisches“ Gesangsporträt des Nemorino, aber er zügelte seine mehr emotional als elegant geführte Stimme, ließ sie nur selten leidenschaftlich aufwallen. Er sang die berühmte Arie mit Gestaltungswillen und Pianophrasen und gab dadurch seinem Tenor einen Anstrich von trauriger Poesie. Sein Spiel belebte sich erst im Laufe des Abends. Beim „Herzen“ von Adina war Grigolo dann allerdings in seinem Element, und dann strahlte er wieder ganz mit seinem unbekümmert wirkenden südländischen Charme. Spannender wäre es gewesen, den Sänger zum Beispiel als Hoffmann hören zu können.

Die Aufführung begann träge, erst der Auftritt des Dulcamara belebte den Abend merklich mit seinem „Rotwein-Elixier“. Erwin Schrott besitzt bekanntlich Entertainerqualitäten. Er spielte den Dulcamara als leicht betrunkenen, skrupellosen Typen, ein Selbstvermarkter wie er im Buche steht. Das weiße Hemd enthüllte spaltbreit die Sängerbrust und betonte das „Macho-Image“ des Bassbaritons, der sich musikalisch aber sehr viele Freiheiten herausnahm.

Andrea Carroll ist seit vorletzter Saison im Staatsopern-Ensemble. Ihre Adina war reizend anzusehen, Rehaugen, mädchenhaft-naiv, humorvoll, und mit hingebungsvoller Nemorino-Liebe im Finale. Aber ihre Stimme klang noch sehr „mozartisch“: eine liebenswürdige Zerline, aber eine noch zu zarte Adina. Carroll wirkte auf mich dann und wann zu stark auf den (gut bewältigten) technischen Aspekt des gesanglichen Vortrags fokussiert, wodurch die lockere Spontanität der Opera buffa etwas ausgebremst wurde (etwa beim Duett mit Nemorino vor dem Auftritt Dulcamaras oder auch wenn sie am Beginn von Tristan und Isolde erzählt).

Der Belcore von Orhan Yildiz ließ einen schönen, jugendlichen Bariton hören und blieb gegenüber den übrigen Mitwirkenden etwas blass: ein „zu junger“ , ein zu „seriöser“ Sergeant? Hila Fahima steuerte mit ihrem zarten wendigen Sopran die Giannetta bei. Am Pult eines uninspiriert agierenden Orchesters stand Guillermo Garcia Calvo, der viel zu tun hatte, um für einen sicheren Ablauf zu sorgen.

Das Publikum spendeten schlussendlich der – laut Programmzettel 237. „Liebestrank“-Aufführung in dieser Inszenierung – viel Beifall und Bravorufe.