L'ELISIR D'AMORE

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Wiener Staatsoper
10. Dezember 2016

Dirigent: Pavel Baleff

Adina - Aida Garifullina
Nemorino -
Jinxu Xiahou
Belcore - Pietro Spagnoli
Dulcamara - Bryn Terfel
Giannetta - Lauren Michelle


Liebestrank am Einkaufssamstag

(Dominik Troger)

Wer dem Gewurle dieses Einkaufssamstags vor Weihnachten entkommen ist, konnte sich in der Wiener Staatsoper mit ein paar Schlückchen „Liebestrank“ erfrischen. Er war durchaus bekömmlich, wenn auch nicht mediterran durchglüht, sondern schon mehr diesseits der Alpen gekeltert.

Besonderes Augenmerk wurde natürlich Bryn Terfel gewidmet, der nach seinem Wiener Rollendebüt am Montag an diesem Abend zum zweiten Mal als Dulcamara auf der Staatsopernbühne stand. Terfel zeigte sich als listiger, abgebrühter Quacksalber, der auch gleich mal wie überführt die Hände in die Luft streckt, wenn ihm Nemorino unvermutet von hinten auf den Rücken tippt. Er hat also offenbar bereits einschlägige Bekanntschaft mit den Behörden gemacht, die vielleicht nicht so stark an die pharmazeutische Wirkung seines „Liebestrankes“ geglaubt haben, als wie er selbst vorgibt, es zu tun.

Terfels Dulcamara strahlte keine „buffoneske Gemütlichkeit“ aus, „parlandierte“ pointiert mehr intellektuell-geschäftssinnig, als volkstümlich-„bäurisch“. Auffallend war, dass er sich stimmlich zurückzuhalten schien, nicht nur bei der Auftrittskavatine – im Duett mit Nemorino im ersten Akt war er phasenweise auf der Galerie nicht mehr oder kaum zu hören. Und so hinterließ er bei mir nicht den Eindruck eines Sängers, der stimmlich aus dem Vollen schöpft, auch das geraute, charakteristische Timbre seines Bassbaritons kam kaum zur Geltung.

Aida Garifullina war eine schlanke, bildhübsche Adina mit einnehmendem Spiel. Ihr wendiger Sopran, mit seinem charakteristischen Glitzern, entbehrte zwar satterer Farben, verlieh der Stimme aber viel Charme. Ihre Stimme zählte an diesem Abend nicht zu den kräftigsten, füllte das Haus aber doch ausreichend. Da hatte Jinxu Xiahou als Nemorino schon die durchschlagskräftigere Stimme zu bieten, ohne dabei angestrengt zu klingen. Sein Nemorino zeigte sich im Spiel von liebenswürdiger Naivität, im Gesang etwas eindimensional und nicht sehr raffiniert angelegt. Dass sein Tenor über leicht ansprechendes „Höhenmetall“ verfügt, war öfters herauszuhören.

Pietro Spagnoli ist an der Staatsoper bereits als Dulcamara zu hören gewesen, jetzt hat er als Belcore am Haus debütiert. Stimmlich war das eine ansprechende Leistung, auch wenn sein Bariton mir für die Partie eine Spur zu trocken timbriert ist. Er spielte mit Humor, ohne zu übertreiben, und brachte den soldatischen Frauenhelden gut heraus. Als Ninetta sorgte Lauren Michelle für eine hübsch vorgetragene Arie. Das Orchester unter Pavel Baleff spielte animiert und zeigte Gestaltungswillen, was bei Donizetti-Abenden nicht immer der Fall ist. Animiert zeigte sich auch der Chor der Dorfbewohner. Das Publikum spendete knapp fünf Minuten langen Beifall, der dann so plötzlich abbrach, als habe ihn jemand mit einem Klick einfach abgedreht.

Fazit: Ein unspektakulärer, aber unterhaltsamer Repertoireabend.