L'ELISIR D'AMORE

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Wiener Staatsoper
21.2.2004


Dirigent: Frédéric Chaslin

Adina - Simina Ivan
Nemorino - Antonino Siragusa
Belcore - Marcus Nieminen
Dulcamara - Alfred Sramek
Gianetta - Teodora Gheorghiu
Trompeter - Konrad Monsberger
Diener - Michael Burggasser


Kein starkes Aphrodisiakum

(Dominik Troger)

Das wäre ein Service: Jeder Besucher einer Liebestrank-Aufführung darf vor Beginn ein Stifterl Rotwein auf Hauskosten leeren und Dulcamaras „Aphrodisiakum“ hätte dann in jedem Fall für einen beschwingten Abend gesorgt. Die Vorstellung begann allerdings mit dem Wunsch nach einer Hausapotheke: Antonino Siragusa hatte sich wegen einer „beginnenden Verkühlung“ ansagen lassen.

Trotzdem sang Siragusa makellos mit heller, klarer Stimme - allerdings im wohlkalkulierten Schongang. Siragusa verfügt über eine sehr gute Technik und er verbindet die Register naht- und mühelos. Er versteht sich auf Piano-Phrasierungen und jene Elemente eines künstlerisch eindrucksvollen Ziergesanges, die viel zu oft verschliffen und eingeebnet werden. Insoferne drängt sich ein Vergleich mit Juan Diego Floréz auf, dessen Stimme mir aber weicher und anschmiegsamer in Erinnerung ist. Am Schluss ließ Siragusa auch sein dramatisches Potential kurz aufblitzen, als er sich mit einer klangschönen, über das Ensemble gesetzten Höhe empfahl. Möglicherweise hatte ihn die freundliche Aufnahme seines sehr einfühlsam gesungenen, bis ins Detail austarierten „Una furtiva lagrima“ (es gab eine ganze Reihe an Bravo-Rufen) dazu verlockt, im Finale doch noch ein bisserl was zu riskieren.

Das restliche Ensemble rekrutierte sich im wesentlichen aus Hauskräften. Simina Ivan hat mit der Adina eine Partie gefunden, die ihr entgegen kommt. Dabei hatte sie auch die exponierteren Stellen noch im Griff. Markus Nieminen steht der Belcore weniger gut. Das ist, wie mir scheint, eine Frage des Typus: ein Belcore muss wohl weicher und runder wirken, im Spiel wie im Gesang. Was die Staatsoper ohne Alfred Sramek täte, der auch dem Dulcamara an einem x-beliebigen Repertoireabend jenen Schwung verleiht, den es einfach braucht, das ist eine schwer zu beantwortende Frage. Frédéric Chaslin am Pult hat sich jedenfalls nicht unbedingt als Triebfeder des Geschehens empfohlen.

Die Inszenierung stammt aus dem Jahr 1973, damals für das Theater an der Wien entworfen, und stellt sehr detailgetreu einen südländischen Gutshof des frühen 19. Jhdts. auf die Bühne (Jürgen Rose). Einstens belebt von Otto Schenk erfreut sie sich nach wie vor einer naiven Vitalität, die man nicht missen möchte. Würste werden verzehrt und Wein wird getrunken, eine sonnige Fröhlichkeit strömt einem von der Bühne entgegen, die das Lustspiel – nicht ohne Koketterie und melancholische Momente – zu einem „Happyend“ führt.

Dem Publikum hat es gut gefallen.