IL GIOVEDÌ GRASSO

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MuTh
1. Juli 2017

Dirigent: Sándor Gyüdi

Regie: Attila Toronyköy
Bühne & Kostüme: Zsuzsa Molnár


Sinfonieorchester Szeged

Eine Produktion des Nationaltheaters Szeged, Ungarn im Rahmen des Armel Opera Festivals

Colonello - Dávid Dani
Nina - Morgane Heyse
Teodoro - Kristóf Doszpod
Sigismondo - Antal Cseh
Camilla - Boglárka Laczák
Stefanina - Veronika Rákai-Himmer
Ernesto - Tivadar Kiss
Cola - Szilveszter Szépál


Unbeschwerte Komödie

(Dominik Troger)

Am zweiten Tag des Budapester Armel Opera Festivals im MuTh sorgte das Nationaltheater Szeged mit „Il giovedì grasso“, eine selten gespielten „Farce“ von Gaetano Donizetti, für gute Unterhaltung.

„Il giovedì grasso“ wurde 1829 in Neapel uraufgeführt – und dann rasch vergessen. Erst nach dem zweiten Weltkrieg tauchte die Oper dann und wann wieder auf den Spielplänen auf. Es handelt sich um eine einaktige, turbulente Komödie, in der es – natürlich – um „Liebesdinge und Heiratssachen“ geht. Nina liebt Teodoro, aber ihr Vater, der Colonello, möchte sie an Ernesto verheiraten. Sigismondo und seine Ehefrau Camilla wollen Nina helfen. Es folgt eine Verwechslungskomödie, bei der Ernesto aber dank eines Hinweises der Magd Stefanina von vornherein das Spiel durchschaut, mit dem er abgewimmelt werden soll. Und er dreht die Sache so, dass der Oberst schließlich in die Ehe zwischen Teodoro und Nina einwilligt.

Der Einakter dauert rund eine Stunde. Vor allem in den Ensembles ist die Musik noch stark von Gioachino Rossini beeinflusst, aber der „L’elisir d'amore “ (1832 uraufgeführt) kündigt sich schon an. „Il giovedì grasso“ ist ein Werk des stilistischen Übergangs auf dem Weg zur „mittleren Reife“ des Meisters aus Bergamo. Nina ist eine ideale Partie für einen jungen lyrischen Koloratursopran, der höhere Ziele auf der Opernbühne anstrebt. Getragen wird das Stück aber von Ernesto, einem spielfreudigen und biegsamen lyrischen (Rossini-)Tenor. Der Teodoro, das eigentliche Zielobjekt von Ninas Liebeswünschen, tritt hingegen kaum in Erscheinung.

Die junge französische Sopranistin Morgane Heyse spielte und sang eine entzückende Nina – und mit ihrem wendigen Sopran und spielfreudigen Auftreten sind da wohl noch einige „klassische“ Buffopartien in den nächsten Jahren vorprogrammiert. Tivadar Kiss spielte und sang den Ernesto mit viel Schwung. Sein beweglicher, aber schmelzarmer lyrischer Spieltenor leiht u. a. an der Ungarischen Staatsoper dem Monostatos die Stimme. Antal Cseh bot als Sigismondo seinen buffoerfahrenen Bassbariton auf (er hat auch Don Pasquale und Dulcamara im Repertoire), seine von Donizetti mehr als Nebenrolle ins Feld geführte Frau mimte und sang der ungarische Mezzosopran Boglárka Laczá. Dem griesgrämigen Colonello hat Donizetti eine Arie gegönnt, die Dávid Dani mit viel Humor vortrug. Veronika Rákai-Himmer gab eine gewitzte Magd, und Szilveszter Szépál das vor allem mit Slapstick-Einlagen amüsierende Hausfaktotum Cola. Das Orchester unter Sándor Gyüdie hinterließ einen guten Eindruck. Die Anpassung der Lautstärke auf den eigentlich für Kammermusik/-oper berechneten Saal, gelang nicht immer ideal..

Die Inszenierung von Attila Toronyköy hat die Handlung den Kostümen nach im 19. Jahrhundert belassen, wobei dieses 19. Jahrhundert nicht nur mit grellen „Malkastenfarben“ ein wenig verfremdet worden ist. Das Stück wurde in eine Küche verlegt, ein alter gelber Kühlschrank spielte eine wichtige Rolle als Versteck und Durchgang (!). Die Bühne hatte rechts und links eine Treppe zum Zuschauerraum, die Sänger konnten die Bühne verlassen und zwischen Orchester und Publikum auf die andere Seite durchgehen. Der Colonello überragte alle, offenbar in präparierte Stiefel gesteckt. Er trug einen schwarzen, rot gesäumten Napoleonhut. Nina trug ein rosa Kleid, die Soldaten rote Uniformjacken mit knallgelben Schulterstücken und weißen Hosen. Die Fensterrahmen im Hintergrund waren rot, blau, gelb, grün angemalt. An den Wänden waren Kochrezepte aufgepinselt, wobei das Eisbein mit Sauerkraut für die österreichische Küche zu stehen hatte – aber da hat wohl wer Österreich mit Deutschland verwechselt: bitte auf Stelze (Wienerisch: Schtöözn) ändern!

Eine witzige Idee war, dass Ernesto und Stefanina während ihres Schlagabtauschduetts eine Schachuhr drückten – und dafür auch mal einen Fleischschlägel verwendeten. (Schach spielt fast immer nur in Form des Schachbretts mit durchaus auch mal falsch aufgestellten Figuren eine Rolle in Inszenierungen.) Die Personenregie war sehr genau gearbeitet, Slapstick pur, mit einem absurd-komischen Anstrich und genug Ideenfülle ausgestattet, so dass die rund 60 Minuten Aufführungsdauer wie im Flug vorüber gingen.

Das Publikum hat sich gut amüsiert und war wohl auch dankbar, die Wiener Opernsaison nach dem Ferienbeginn an Staats- und Volksoper mit solch unbeschwerter Kost verlängern zu dürfen. Es spendete viel Schlussapplaus. Viele ungarische Besucher waren ebenfalls anwesend: Armel Opera Festival hat für Kartenbesitzer ein Busshuttle von Budapest nach Wien und retour zu den Vorstellungen eingerichtet.