PELLEAS ET MELISANDE
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Wiener Staatsoper
27. Oktober 2025
Wiederaufnahme

Musikalische Leitung: Alain Altinoglu


Arkel - Jean Teitgen
Geneviève - Zoryana Kushpler
Pelléas - Rolando Villazón
Golaud - Simon Keenlyside
Mélisande - Kate Lindsey
Yniold - Hannah-Theres Weigl
Arzt - Dohoon Lee


Glanzlose Wiederaufnahme
(Dominik Troger)

Die Aufführungsgeschichte von „Pelléas et Mélisande“ an der Wiener Staatsoper ist überschaubar. Die aktuelle Produktion aus dem Jahr 2017 wurde nur neun Mal gespielt, um dann im Depot zu verschwinden. Nach acht Jahren hat man sich an sie erinnert und jetzt eine Wiederaufnahme „arrangiert“.

Die düstere Inszenierung von Marco Arturo Marelli, die die Handlung in eine verrottende, bunkerähnliche Architektur sperrt, ist an sich kein „Stimmungsaufheller“. Sie sucht einen „psychologischen Naturalismus“, den das Werk nicht bietet, zersetzt die tiefschichtige Symbolik, entzaubert ihren schillernden, grausam-erregenden Eros, läßt die märchenhafte Verstrickung, die sich vieldeutig in der Psyche festhakt, erst gar nicht zu.

Wenn dann Orchester und Besetzung dieser interpretatorischen Einseitigkeit nichts entgegensetzen, sondern ihr mit leicht spröder Nüchternheit Beistand leisten, dann verliert so eine „Pelléas et Mélisande“-Aufführung schnell an Reiz. Immerhin verstand es Alain Altinoglu am Pult die wenigen bühnendramatischen Szenen mit Spannung zu versehen, allerdings ohne dabei in einen klanglichen „Farbenrausch“ zu verfallen.

Kate Lindsay versah Mélisande mit einer stimmlich fahlen Opferwehmut, erstarrt und weltverloren. Vielleicht entspricht das einer modernen Traumadiagnostik, aber zugleich nahm es der Figur ihre märchenhafte Tiefe und Erotik, verschleierte ihre „melusinenhafte“ Unschuld, die in Golaud männliche Begehrlichkeiten weckt. Dieser Mélisande fehlte schlicht das verführerische Geheimnis ihrer Existenz.

Wie Alain Altinoglu war auch Simon Keenlyside ein „Relikt“ der Premierenbesetzung. Bei Marelli ist Golauds Psyche schon am Beginn von der Bunkeratmoshpäre angefault. Simon Keenlyside, gesanglich und darstellerisch präsent wie eh und je, speiste die Figur mit seinem Bühnenneurotizismus. Sein über die Jahre grob gewordener Bariton tönte mit Grimmigkeit. Gut Kirschen essen ist mit diesem Kerl nicht, genährt von einer unterschwelligen Brutalität, die sich schlussendlich im Mord an Pelléas entlädt.

Dieser Pelléas wurde von Rolando Villazón gegeben: ein gealterter Liebhaber, der vielleicht seinen Jünglingszeiten nachtrauert, was den Bemühungen um Mélisande melancholische Zärtlichkeit velieh. Villazóns Stimme klang stumpf, aber sie hat durchgehalten. Über viel künstlerischen Spielraum scheint sie nicht mehr zu verfügen.


Jean Teitgen gab den Arkel mit rauem Bass. Hannah-Theres Weigl als stimm- und bühnenlebendiger Yniold sowie Zoryana Kushpler als Geneviève und Dohoon Lee als Arzt ergänzten das Personal an diesem trübseligen Königshof. Das Publikum bedankte die Vorstellung mit rund fünf Minuten langem Schlussapplaus.