EIGHT SONGS FOR A MAD KING

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Kammeroper
12.4.2007

Musikalische Leitung: Daniel Hoyem-Cavazza
Inszenierung: Nicola Raab
Ausstattung: Duncan Hayler
Lichtdesign: Harry Michlits

Orchester Wiener Kammeroper

(Premiere 29.3.2007)

When She Died

Homeless Man - Joe Garcia
Doris - Suzanne Carey
Dennis - Steven Gallop
Annie - Marianne Gesswagner

Geoff - Bryan Rothfuss
Jane - Magdalena Hofmann
Ryan - Michael Spyres
Faux Diana - Gisela Theisen

Eight Songs for a Mad King

George III - Martin Winkler


Diana & George

(Dominik Troger)

Die Kammeroper präsentiert zwei zeitgenössische Operneinakter britischer Komponisten in einer empfehlenswerten Produktion. „When She Died“ hinterfrägt den kollektiven Schock, den der Tod von Prinzessin Diana 1997 ausgelöst hat – „Eight Songs for a Mad King“ bringt „königlichen Wahnsinn“ in genialer Exzentrik auf die Opernbühne.

„When She Died“ war ursprünglich als „Fernsehoper“ konzipiert, uraufgeführt 2002 im englischen Channel 4. An der Kammeroper wurde jetzt erstmals eine Bühnenversion gezeigt (Premiere 29.3.07). Das Werk problematisiert den Trauer-Hype rund um Dianas Tod und Begräbnis: der Mann, der glaubt Diana sei in ihn verliebt gewesen, die Frau, die glaubt, sie habe mit Diana ihre Tochter verloren – Neurosen und Obsessionen, die hier plötzlich einen Kristallisationspunkt finden und die ein Obdachloser mit spürbarem Unverständnis kommentiert.

Die Musik erinnert von Beginn an sehr stark an „Nixon in China“, gewinnt unter Beibehaltung der minimalistischen Grundstruktur kaum eigenständiges Profil. Doch wahrscheinlich macht gerade das den Reiz aus: eine gewisse musikalische Anspruchslosigkeit verbindet sich mit der anspruchslosen Leichtgläubikeit der Trauernden, die Diana nur aus den Medien kennen und einem Kunstprodukt huldigen, auf das sie ihre Sehnsüchte und Wünsche projizieren. Die 50 Minuten vergehen rasch – auch ein Verdienst der hervorragenden szenischen Umsetzung.

Die Bühne wurde zu einem großen 50er-Jahre Fernseher umgebaut – das Orchester hinter die Bühne verlegt. Neben den SängerInnen beleben Projektionen den „Fernseher“: eine lange Sequenz von Dianas Begräbnis, begleitet von kleinem Chor, der sich aus dem Publikum gelöst hat, Kerzenlichter verteilend, schafft zusammen mit der hypnotisch rhythmisierenden Musik fast so etwas wie Trauerstimmung. Eine treffende, bruchlose Simulation von Medienerlebnissen ist hier gelungen, wodurch die Aufführung einen individuellen Reiz erhält, der das etwas flache Libretto und die mäßig kreative Komposition zu einem sinnvollen und in dieser Form sehenswerten Ganzen fügt. Die gut ausgewählten SängerInnen legten sich voll ins Zeug, das schürte Emotionen, überstieg aber lautstärkemäßig des öfteren die „Aufnahme“-Kapazität des kleinen Zuschauerraums.

Nach der Pause durfte George III im TV-Bildschirm antreten und mit seinen Vögeln sprechen; ein Gespräch, das schon ein paar Zuschauer aus dem einigermaßen gut gefüllten Saal vertrieb. Aber Maxwell Davies treibt den Sänger des Georg auch „bis zum Wahnsinn“. Die Gesänge sind musikalisch genau durchkalkuliert – und trotzdem von hautnaher Wirkung. Ein großartiger Martin Winkler sang, sprach, stöhnte, ächzte, hauchte, knurrte, falsettierte, brummte sich durch die Partitur. In einen großen weißen Vogelkäfig gesteckt, irrte und sann er in seinem Wahn, bemitleidenswert und bedrohlich. „Eight Songs für a Mad King“ ist ein virtuoses Glanzstück zeitgenössischen Musiktheaters, das man sich nicht entgehen lassen sollte – in dieser Produktion von allen Mitwirkenden überzeugend und mitreißend realisiert. Viel Applaus am Schluss!

Weitere Termine: 14., 17., 19., 21., 24., 26. April. Beginn 19.30.