THE TURN OF THE SCREW
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Konzerthaus
22.3.2014
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Rory Macdonald

Mitglieder des Wiener KammerOrchesters

The Prologue | Peter Quint - Mark Padmore
The Governess - Miah Persson
Mrs. Grose - Anne-Marie Owens
Miss Jessel - Cheryl Barker
Flora - Erin Hughes
Miles - William Gardner


Brittens Gespensteroper konzertant

(Dominik Troger)

Im Konzerthaus wurde Benjamin Brittens „The Turn of the Screw“ konzertant gegeben. Bedenken, dass die „Gruselwirkung“ der Oper unter der fehlenden Szene leiden würde, bestätigten sich nicht.

Im Vorfeld der Aufführung gab es zwei Umbesetzungen: Anne-Marie Owens sprang für Angelika Kirchschlager als Mrs. Grose ein, und William Gardner ersetzte Sebastian Davies als Miles. Es wurde auswendig gesungen, wodurch die Darbietung weniger „förmlich“ wirkte. Je nach Szene traten die an der Seite sitzenden Mitwirkenden vor das Orchester. Die „Geister“ blieben von den „realen“ Figuren getrennt: die einen saßen links, die anderen rechts. Durch Frisur und Kleid wirkte Flora sogar kindlich genug, um als jüngere Schwester von Miles durchzugehen. Solche Details haben das Erscheinungsbild dieses Abends positiv geprägt und mitgeholfen, trotz fehlender Szene das Geschehen zu verdeutlichen.

Um gleich mit den „Kindern“ zu beginnen: William Gardner sang den Miles selbstbewusst mit sicherem Knabensopran – und sein rötliches Haar verlieh ihm das passende Aussehen eines englischen Schuljungen. Erin Hughes schlüpfte – obwohl einige Jahre älter als der laut eingelegtem Biographiezettel im Programm 13-jährige Gardner – täuschend echt in die Rolle der Flora, bewahrte ihrem Vortrag und ihrem Gesang eine mädchenhafte Naivität. Auch die Veränderung, die mit den Kindern im Laufe der Handlung vor sich geht, wurde von Gardner und Hughes gut „eingefangen“.

Mark Padmore bot als Quint ein ausgefeiltes Rollenporträt, in dem er chamäleonartig sein Interesse an Miles verdeutlichte: So verlieh er beispielsweise den manchmal fast sopranartig gefärbten „Miles-Rufen“ eine lockende und zärtliche Dimension, die den Zuhörern bewusst machte, wie gut sich Quint in Miles einzufühlen vermag. Aber Padmore hat genauso Quints drängendere, virilere Seiten durchschimmern lassen. Daraus entwickelte sich eine Mischung aus „romantischen“ Versprechungen gepaart mit sehr konkreten Machtphantasien – ohne aber den Bogen nach der einen oder anderen Seite hin zu überspannen.

Miah Persson vermittelte als Governess den anfänglichen Enthusiasmus über ihre neue Aufgabe mit den beiden Kindern ebenso überzeugend wie das Erschrecken über die Zudringlichkeiten der Geister. Ihr zähes Ringen um Flora und vor allem um Miles wurde von ihr trefflich verdeutlicht. Perssons Governess wirkte auf mich allerdings nicht so unerfahrenen und „innocent“, wie der Prolog zur Oper angibt. Ihr Sopran, der in der Höhe schon merklich „abblättert“, besitzt zwar lyrische Qualitäten, ist aber nicht wirklich weich gerundet.

Anne-Marie Owens gab Mrs. Grose als robuste, liebenswürdige Haushälterin, Cheryl Barker sang eine prägnante Miss Jessel. Die Begegnung zwischen ihr und der Governess im zweiten Akt war sehr spannungsgeladen. Miss Jessel wurde von Britten allerdings ein wenig vernachlässigt: ihm lag mehr an dem Paar Quint-Miles, als an der Kombination Miss Jessel-Flora.

Das Wiener Kammerorchester unter Rory Macdonald sorgte für eine spannende Umsetzung, mit einem eher „klassischen“ Zuschnitt, ohne die Zuspitzung – zum Beispiel durch ein härteres Klangbild – künstlich zu forcieren. Eine starke solistische Leistung bot Kyoko Yoshizawa (Klavier/Celesta). Das Konzert war gut besucht, aber die leeren Plätze waren nicht zu übersehen. Der Schlussapplaus fiel trotzdem reichhaltig und herzlich aus.