THE RAPE OF LUCRETIA

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Konzerthaus
5.4.2008
Konzertante Aufführung

Dirigent:Robin Ticciati

Klangforum Wien

Erzähler - Ian Bostridge
Erzählering - Emma Bell
Collatinus - John Relyea
Junius - James Rutherford
Tarquinius - Christopher Maltman
Lucretia - Angelika Kirchschlager
Bianca - Jean Rigby
Lucia - Malin Christensson

Eine Parabel
(Dominik Troger)

Zu einer Britten-Rarität lud das Konzerthaus am Samstagabend: „The Rape of Lucretia“ in einer konzertanten Aufführung. Die Umsetzung war ausgezeichnet, doch das Werk wirkte insgesamt ein wenig „angegraut“.

Brittens „Ausflug“ ins „alte Rom“ war 1946 kompositorisch auf der Höhe der Zeit – und passte zur „Antike-Rezeption“ jener Jahre, die heute in den meisten Fällen ein wenig verstaubt und akademisch wirkt. Der tugendhaften Lucretia geht es nicht anders. Besonders eigentümlich ist zudem die christliche Überhöhung des Stoffes, die dem Heroismus antiker Tugendmoral noch eine Märtyrerkrone aufsetzt. Erträglich wird Lucretias Selbstmord nur durch Brittens Musik, deren Hang zum Fragmentarischen die eigentlichen existentiellen Leerräume markiert, während sich das Libretto mit schönen Phrasen um einen kitschigen Trost bemüht. Trotzdem bleibt diese Kammeroper mehr ein „Ideendrama“, das um Begriffe wie Tugend, Schönheit, Vergänglichkeit kreist und Figuren wie Schablonen in eine metaphernreiche Sprache bettet.

Durch die reizvolle Umsetzung des Klangforum Wien unter Robin Ticciati wurde dieses „Fragende“ der sparsam und punktgenau am Text „arbeitenden“ Komposition deutlich spürbar. Da wurde Britten mit dem Atem des 21. Jahrhunderts erfüllt und in präziser Klarheit die Struktur gelebt. Was dabei ein wenig verlorenging war das Opernhafte dieses Sujets, das emotionale Drama hinter den römischen Fassaden. Hier mussten die SängerInnen ansetzen - allerdings ein schwieriges Unterfangen in Anbetracht der unzureichenden psychologischen Aufbereitung durch das Libretto (und Britten bleibt hier auch musikalisch zu abstrakt).

Im Mittelpunkt stand natürlich Angelika Kirchschlager. Sie verband als begehrenswerte Heroin Tugend mit Sinnlichkeit – und konnte den Balanceakt zwischen Ideologie und fühlender, verletzter Liebe überzeugend formulieren. Der böse Tarquinius, Christopher Maltman, fand seinerseits im poetischen Liebeswerben und zunehmend gewaltbereiten Drängen einen guten Ausgleich. Eine tragende Rolle kam Ian Bostridge zu, der als Erzähler einen sehr guten Eindruck hinterließ, assistiert von Emma Bell. Auch die übrigen Mitwirkenden trugen zum positiven Gesamteindruck bei.

Das Publikum spendete starken Beifall. Die Aufführung wurde ohne Pause gegeben.