CARMEN |
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Wiener Staatsoper Dirigent: Bertrand de Billy |
Zuniga, Leutnant - Janusz
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Herbe Carmen (Dominik Troger) Mit aller gebotenen Prägnanz
setzte Agnes Baltsa wieder ihre Carmen in Szene, die inzwischen
zu einer Art herbem Stück Bitterschokolade mutiert ist. Ein Meisterstück
auf ihre Art und Weise, jenseits aller jugendlicherotischen Impulsivität,
die man einer Carmen ja auch zugestehen müsste. Während also die mehr
aufreizenden Szenen - wie etwa der griffige Auftrittssong - schon nahe
ans Peinliche streiften, geriet der Rest beinahe zu einer griechischen
Tragödie, in deren Zentrum die von der unglücklichen Liebe eines Sergeanten
zu Tode gebrachte Heroine stand. Die Baltsa agierte hier mit aller
gebotenen Feinfühligkeit und tragischer Größe und gewann der Carmen vor
allem psychologisch ausgedeutete Gefühlsmomente ab, die aber immer selbstreflexiv
auf das eigene Schicksal abstellten und das flatterhaft-erotische weibliche
Locken und Spielen mit der Liebe hinanstellten. Aber das ist nie ihre
Stärke gewesen - und es wäre schwerlich vorstellbar, dass das, was mit
den Jahren ohnehin abnimmt, gerade jetzt bei ihrer Rollengestaltung noch
aufblühen sollte. Dafür aber bot sie in den letzten beiden Akten die fulminante
Charakterstudie einer Carmen, die hoch erhobenen Hauptes ihrem Untergang
entgegengeht, gleichsam wie einer Läuterung ihres durch Liebesschmerz
zerissenen Lebens. |