WOZZECK

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Wiener Staatsoper
12.11.2005

Dirigent: Seiji Ozawa

Wozzeck - Falk Struckmann
Tambourmajor - Wolfgang Schmidt
Andres - Benedikt Kobel
Hauptmann - Michael Roider
Doktor - Walter Fink
Narr - Peter Jelosits
Marie - Deborah Polaski
Margret - Janina Baechle

1. Handwerksbursch - Johann Wiedecke
2. Handwerksbursch - Hans Peter Kammerer
Knabe - Tobias Ofner
Soldat - Szolt Temes
Wirt - Wolfram Igor Derntl


Erfolg im Repertoire
(Dominik Troger)

Mit starkem Beifall wurde die zweite „Wozzeck“-Aufführung des Spieljahres 2005/06 aufgenommen. Schade, dass es zugleich die letzte der Saison gewesen ist.

Die Aufführung lebte nicht nur von der durchschlagskräftigen Stimme eines Falk Struckmann. Bergs zugespitzte Charaktere haben im Staatsopernensemble wieder eine Heimat gefunden. Michael Roiders Hauptmann wird im Innersten von Existenzangst gequält, und die Uniform gibt ihm an Haltung, wo es ihm an Würde mangelt. Roiders Hauptmann hat nicht die exzentrische Schärfe, mit der Heinz Zednik brilliert hat, man trifft bei ihm auf etwas Weicheres, das mit dem militärischen Umgangston im Widerspruch zu stehen scheint.

Den Doktor des Walter Fink formt der Gegensatz zwischen epikureischer Statur und dem beinharten Dogma eines Wissenschaftlers, für den Leichen vor allem denkwürdige Präparate abgeben. Die Marie der Deborah Polaski schwankt extrem zwischen genussvoller Sünde und „Selbstvorwürfen“ – eine starke Frau und doch gequält von Schuldgefühlen, die sich ihr Schicksal herbeisuggeriert, um dieser Lebenslüge zu entkommen. Wolfgang Schmidt hat keine Probleme, als Tambourmajor „aufs Ganze“ zu gehen. Aber auch Andres (Benedikt Kobel), Narr (Peter Jelosis) und Margret (Janina Baechle) bringen all die Farbtupfer prägnant ein.

Den Wozzeck sang diesmal Falk Struckmann. Er bot eine stimmlich präsente und darstellerisch dichte Umsetzung der schwierigen Partie. Sein Wozzeck trägt sehr menschliche Züge – sein „Wahnsinn“ erscheint mehr als Resultat der bedrückenden Lebensverhältnisse – nährt kein geheimes überkreatürliches Eigenleben. Das wahre Grauen fliegt einen erst nachher an, wenn Doktor und Hauptmann am Sumpf vorbei defilieren und in der Musik „Wozzecks“ japsende Atemstöße verhallen.

Der Abend hatte viele starke, dichte Momente – die man auch Seiji Ozawa am Pult zuschreiben darf.