LA SONNAMBULA
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Wiener Staatsoper
26.2.2012

Musikalische Leitung: Evelino Pidò

Graf Rodolfo - Dan Paul Dumitrescu
Teresa - Aura Twarowska
Amina - Ekaterina Siurina
Elvino - Lawrence Brownlee
Lisa - Valentina Nafornita
Alessio - Tae Joong Yang
Ein Notar - Thomas Köber

„Frühjahrsmüdigkeit?
(Dominik Troger)

Die Staatsoper spielt wieder einmal Bellinis „Sonnambula“. Dass das Werk die Melatonin-Ausschüttung anregt, scheint mir inzwischen unbestritten. Der Abend bot aber gute gesangliche Leistungen.

Vielleicht muss man zumindest einmal bei einer Aufführung von „La Sonnambula“ eingeschlafen sein, um Bellinis Liebeslyrik so richtig würdigen zu können. An diesem Sonntagabend wäre es mir vor der Pause fast gelungen. Aber folgt man dieser bestechenden Logik, dann muss diese Aufführung eigentlich eine recht gute gewesen sein.

Im Zentrum standen natürlich Ekaterina Siurina als Amina und Lawrence Brownlee als Elvino. Ekaterina Siurina ließ einen für meinen Geschmack im Timbre ziemlich kühlen, aber technisch gut fundierten Sopran hören, der das finale Kabinettstückchen selbstsicher präsentierte. Die kokette, sektperlende Frische dieses Schlusspunkts passte aber besser zum Charakter ihrer Stimme als das romantische Leid einer zartbesaiteten Seele. Jedenfalls hat Siurina das Kunststück fertig gebracht, in beiden „Gemütszuständen“ gesanglich zu reüssieren, was mich zum dem Urteil verleitet, dass seit der Premiere vor inzwischen über zehn Jahren noch kaum eine Amina so gut mit der Partie zurechtgekommen ist wie die obgenannte.

Lawrence Brownlee sang einen sympathischen Elvino, mit einem ausgeprägten Hang zur Eifersucht. Man muss gesehen haben, wie er zum Finale des ersten Teils blitzartig von der Seite auf die Bühne stürmte, wie er über die flachen Stufen hinabsprang, um wie ein Othello ganz außer Rand und Band zu geraten. Sein flexibler Tenor schien mir insgesamt etwas unter Anspannung zu stehen und sein Timbre ließ eine leicht rauchige Nuance hören, klang nicht so „graziös“ und „jugendlich“ wie ich es mir für Bellini’sche Lyrismen erwartet hätte. Fazit: Gesanglich gut, aber etwas unausgewogen, darstellerisch phasenweise überzeichnend.

Dan Paul Dumitrescu hat den Conte Rodolfo ansprechend gesungen, dabei aber einen ausgesprochen gemütlichen Eindruck hinterlassen. So reißt man das Publikum nur schwer mit. Valentina Nafornita kam mit der undankbaren Rolle der Lisa gut zurecht. Aura Twarowska war eine passende, mütterlich besorgte Teresa. Tae-Joong Yang war als Alessio eher unterfordert.

Evelino Pidò hat die „Sonnambula“ schon vor einem Jahr am Haus dirigiert, damals zwingender. Vielleicht wurde aber auch nur der Chor von erster Frühjahrsmüdigkeit geplagt? Zum Glück gewann der Abend nach der Pause merklich an Schwung. Das Publikum war schlussendlich mit der 45. Aufführung dieser Produktion zufrieden – besonders Siurina und Brownlee wurden eifrig beklatscht.