I PURITANI
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Wiener Staatsoper
15.9.2007

Dirigent: Michael Halász

Lord Gualterio Valton, Generalgouverneur - In-Sung Sim
Sir Giorgio, sein Bruder - Vitalij Kowaljow
Elvira, Lord Valtons Tocher - Edita Gruberova
Lord Arturo Talbo, Parteigänger der Stuarts - José Bros
Sir Riccardo Forth, Hauptmann - Gabriele Viviani
Sir Bruno Roberton, Offizier - Marian Talaba
Enrichetta di Francia, Witwe Karls I - Adrineh Simonian

Begeisterung für Edita Gruberova
(Dominik Troger)

Bellinis Epos rund um puritanische Verwirrungen im England des Jahres 1645 steht wieder auf dem Staatsopernspielplan. Edita Gruberova verkörperte die Elvira, zwei Hausdebüts und mehrere Rollendebüts machten den Abend zusätzlich spannend.

Edita Gruberova verschrieb Leib und Seele dem „Brautwahnsinn“ Elviras. Im ersten Akt lief es vergleichsweise noch nicht ganz so rund, da waren die „Sicherheitsgurte“ etwas straff gespannt – aber spätestens ab dem „O rendetemi la speme ... Qui la voce sua soave“ im zweiten Akt war das Publikum wieder mit verzückter Begeisterung geschlagen. Dass Gruberova diesen mädchenhaften Gefühlen ernsthaften Ausdruck verleiht und all die gesungenen Verzierungen als Nuancen eines Seelenlebens gestaltet, dass ihre Spitzentöne raumfüllend ins Auditorium strahlen, das mutet schon so selbstverständlich an – und ist doch jedesmal erneut eine sängerische Offenbarung, deren künstlerische Ausnahmestellung ein kurzer Blick auf die lange Karriere schnell begreiflich macht. Der Schlussapplaus währte rund eine Viertelstunde lang – und Edita Gruberova wurde nach geschlossenem Eisernen Vorhang zweimal an der Bühnenseite herausgebeten.

José Bros besitzt eine helle, leichte Stimme, mit viel Belcanto-Gefühl und gut angelegten Höhen. Dass Arturo mit dem „A te, o cara“ gleich „ins kalte Wasser“ springen muss, wird man, je nachdem wie das Abenteuer ausgeht, als Bösartigkeit oder genialen Handstreich des Komponisten werten. Bros musste die tückische Höhe ziemlich forcieren, hatte aber sonst kaum Probleme. Die Stimme ist nicht groß, hat jedoch viel Delikatesse, manchmal klingt sie etwas eng. Im Vergleich mit vielen Rollenvorgängern schneidet Bros sehr gut ab.

Gelungene Hausdebüts gab es für Riccardo und Giorgio: Gabriele Viviani stellte sich als vielversprechender Bariton vor. Das Timbre ist hell, klingt angenehm, mit einem dramatischen Kern, sein Gesang wirkt locker und unforciert. Als Bühnenerscheinung erfüllt er ebenfalls die Erwartungen, die man einem „italienischen Bariton“ landläufig entgegenbringt. Der ukrainische Bassist Vitalij Kowaljow gefiel mit weichem, rundem Bass und überraschend gefühlvollem Gesang. Die übrigen Mitwirkenden warfen keinen Schatten auf diese Aufführung. Michael Halász war als Dirigent für Friedrich Haider eingesprungen und waltete ziemlich zweckgebunden seines Amtes. Nach der Pause fiel ein einsamer Buhruf gegen Halász, als er sich gerade angeschickt hatte, mit dem zweiten Akt zu beginnen.

Beim ersten Einzelvorhang wurden für Edita Gruberova fünf Blumensträuße geworfen. Mit einem Blumenstrauß wurde der Dirigent überrascht. Alle Mitwirkenden konnten sich über mangelnden Applaus nicht beklagen.