I PURITANI
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Wiener Staatsoper
24.3.2006

Dirigent: Friedrich Haider

Lord Gualterio Valton, Generalgouverneur - Janusz Monarcha
Sir Giorgio, sein Bruder - Roberto Scandiuzzi
Elvira, Lord Valtons Tocher - Edita Gruberova
Lord Arturo Talbo, Parteigänger der Stuarts - Shalva Mukeria
Sir Riccardo Forth, Hauptmann - Franco Vassallo
Sir Bruno Roberton, Offizier - Benedikt Kobel
Enrichetta di Francia, Witwe Karls I - Margaretha Hintermeier

Erfrischender Bellini
(Dominik Troger)

Diesem Abend folgte man mit zunehmendem Genuss – und sogar das Orchester hatte seinen oftmals gepflegten Belcanto-Missmut in der Garderobe gelassen.

Im Mittelpunkt stand natürlich Edita Gruberova. Ihre Elvira ist nach wie vor ein Meisterstück, fast überreich an Verzierungen, an funkelndem Koloraturgeschmeide, und das perlt wie selbstverständlich vom Hochseil gesanglicher Primadonnenkunst. Möglicherweise hat sie sich früher mehr auf das sanfte Wellengeschaukel Bellinischer Belcanto-Phrasen eingelassen, aber das ist wohl auch Tribut an die verrasende Zeit. Doch betört ist man nach wie vor, wenn sich der von stupender Technik gespeiste Opern-Manierismus in Morsezeichen einer übersensiblen Seele verwandelt. Man hört und staunt ergriffen – jedesmal erneut.

Der junge Tenor Shalva Mukeria war zweifelsohne die große Überraschung dieser Puritaner-Serie – er enttäuschte auch an diesem Abend nicht. Er nimmt die hohen Töne mit „voller Brust“ und sie klingen sauber, ungepresst, ungekünstelt, raumfüllend. Die Mittellage scheint mir je nach anklingendem Vokal noch nicht ganz austariert, ein bisschen abrupt wirkt der Übergang in die Tiefe. Das Timbre hat Persönlichkeit, klingt leicht nasal gefärbt und besitzt jenen melancholischen Einschlag, der direkt zu den Herzen spricht. Das Volumen ist gerade recht, um aus den dramatischen Anforderungen der Partie viel Kapital zu schlagen. Vor einem Jahr hat Juan Diego Florez die Rolle in Wien gesungen – und sie war ihm in den dramatischen Anforderungen eine Nummer zu groß (auch wenn er technisch der reifere Sänger ist und über das klangvollere Timbre verfügt). Joseph Calleja, der unter anderem die erste Aufführung dieser Serie gesungen hat, litt zu stark unter den besonderen Höhenanforderungen der Partie, die über dem sprichwörtlichen „hohen C“ liegen.

Kraftvoll und ebenfalls mit prägnanter, vollgesungener Höhenlage zeichnete sich Franco Vassallo als Riccardo aus. Er besitzt einen angenehm klingenden Bariton, der auch in der Attacke bestehen und das Publikum mitreißen kann. Da ließ stilistisch schon Verdi grüßen (der sich von den Puritanern überhaupt einiges abgeschaut haben dürfte). Das Duett im dritten Akt, zusammen mit Roberto Scanduzzi (der ebenfalls einen sehr guten Eindruck hinterließ), zählte mit zu den Höhenpunkten des Abends. Die anderen Mitwirkenden trübten den Eindruck nicht.

Das Orchester wurde von Friedrich Haider gut in der Balance zwischen romantischem Schwelgen und dramatischem Handlungsfortgang geführt – und klang diesmal erfrischend und animiert, konzentriert bei den Bläsern, mit Charme in den Streichern.

Sechs Blumenwürfe für Edita Gruberova sprechen eine deutliche Sprache – und Shalva Mukeria durfte sich ebenfalls an sehr starkem Applaus erfreuen.