I PURITANI
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Wiener Staatsoper
22.3.2005

Dirigent: Frederic Chaslin

Lord Gualterio Valton, Generalgouverneur - Janusz Monarcha
Sir Giorgio, sein Bruder - Alastair Miles
Elvira, Lord Valtons Tocher - Elena Mosuc
Lord Arturo Talbo, Parteigänger der Stuarts - Juan Diego Floréz
Sir Riccardo Forth, Hauptmann - Riccardo Forth
Sir Bruno Roberton, Offizier - Benedikt Kobel
Enrichetta di Francia, Witwe Karls I - Antigone Papoulkas

Zu feinfühlig?
(Dominik Troger)

Bellinis „Puritaner“, zweite Aufführung der laufenden Serie: ein volles Haus, ein interessanter Abend, das Publikum weniger begeisterungswillig als üblich.

Juan Diego Floréz sang den Arturo. Er sang ihn mit Geschmeidigkeit und Rossini'scher Eloquenz. Er verströmte jenes warme, feinfühlige Timbre, mit dem er leichtfüßig die Tonleitern durchklettert. Bei ihm gibts kein „Warten auf das hohe C“. Es ist immer ein Vergnügen ihm zuzuhören. Allerdings, so wirklich passt diese Rolle nicht zu ihm: seine Stimme ist mir für den Arturo zu lyrisch, die Staatsoper zu groß. Aber zum Glück ließ er sich nicht zu übermäßigem Forcieren verleiten, sondern blieb seinem Stil treu. Er hätte sonst womöglich viel mehr verloren als gewonnen.

Elena Mosuc war für mich eine positive Überraschung: Sie verfügt auch in der Höhe über ein tragendes, sauberes Piano, und sie macht von diesem Vorzug reichlich Gebrauch. Ihre Stimme hat mit der Raumgröße der Staatsoper keine Probleme. Ihre Technik ist sehr gut, erlaubt ihr auch eine entsprechende Ausgestaltung der Rolle mit dynamischen Effekten, Trillern etc. Sie hat die Partie ganz einfach im Griff, ohne Überforderung, was heutzutage an sich schon eine beachtliche Qualität darstellt. Etwas heikel sind die Spitzentöne, die sich im Forte unangenehm schärfen.

Robust und „unverwüstlich" war der Riccardo von Roberto Frontali. Das passt zwar durchaus zum Charakter dieses Burschen und gab dem Ganzen eine dramatische Würze (an der es zum Beispiel Florez ermangelt hat), man könnte es sich aber auch Differenzierter vorstellen. Allerdings wird von Bellini selbst immer wieder ein martialischer Tonfall angeschlagen (dem auch Frederic Chaslin mit dem Orchester willig folgte). Für Alastair Miles zählt der Giorgio sicher zu seinen besten Partien – und beide Miles und Frontali hatten ihren Höhepunkt im Duett im dritten Akt, das sie effektvoll „mit Höhe" abschlossen. Janusz Monarcha, Antigone Papoulkas und Benedikt Kobel fügten sich gut ins Gesamtbild ein.

Das Orchester ließ sich zu dramatischem Spiel animieren, schien dem Abend aber insgesamt nicht höchste Priorität zuzumessen. Die Hörner hatten einen guten Tag. Der Schlussapplaus war für meinen Geschmack zu knausrig, aber es war schon halb Elf, das Publikum hatte es eilig nach Hause zu kommen.