I PURITANI
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Wiener Staatsoper
28.02.2004
Wiederaufnahme

Dirigent: Stefan Soltesz

Lord Gualterio Valton, Generalgouverneur - Goran Simic
Sir Giorgio, sein Bruder - Alastair Miles
Elvira, Lord Valtons Tocher - Stefania Bonfadelli
Lord Arturo Talbo, Parteigänger der Stuarts - Joseph Calleja
Sir Riccardo Forth, Hauptmann - Manuel Lanza
Sir Bruno Roberton, Offizier - Benedikt Kobel
Enrichetta di Francia, Witwe Karls I - Caitlin Hulcup

Gelungener Abend"
(Dominik Troger)

Wieder eine Wiederaufnahme. Dieser Inflation an noblen gelben Plakaten in den Schaukästen der Staatsoper begegnet man inzwischen schon mit einer vorsichtigen Zurückhaltung. Dazu kam noch die krankheitsbedingte Absage von Edita Gruberova. Aber nicht immer tritt ein, was man befürchtet. Zum Glück.

Bellini kann wirklich spannend sein. Diese Erfahrung macht man an der Staatsoper nicht immer. Diesmal war jedenfalls eine gestalterische Hand zu erkennen, das Orchester war besser austariert und die Spannung hielt. Insoferne hat Stefan Soltesz diese Wiederaufnahme genützt, um die „Puritaner“ ein wenig auf Vordermann zu bringen. So manche musikalische Wendung durfte sich behaupten, so manches Motiv gestalterisch in den Vordergrund drängen. Aber sehr sensibel ging er dabei nicht vor. Er entwickelte keine fragile Romantik, sondern eine fast schon Verdi-hafte, schicksalsgeprägte Dramatik.

Für das romantische Element musste Stefania Bonfadelli sorgen. Bei ihr kommen Jugendlichkeit im Ausdruck und sängerisches Vermögen zu einem idealen Schnittpunkt. Die Stimme ist in der Mittellage etwas breiter geworden, die Höhe kam klar und selbstbewusst. Bonfadelli steuerte auch so manches Crescendo und lang gehaltenen Spitzenton bei - und wenn ich ihre erste Elvira, die sie 1997 in Wien gesungen hat, noch von schüchterner Mädchenhaftigkeit geprägt in Erinnerung habe, so war diesmal in der gesanglichen Ausgestaltung auch der nötige Schuss „Primadonna" dabei. Das Publikum hat diese gediegene Leistung mit viel Applaus - auch auf offener Szene - gewürdigt.

Ihr zur Seite empfahl sich Joseph Calleja erneut dem Wiener Publikum mit einer bemerkenswerten Leistung. Zwar hatte man das Gefühl, dass er selbst von so manch raffiniert anzusetzender Bellni‘schen Höhe ein wenig überrascht worden ist – aber ansonsten hat er stilsicher agiert - mit viel dramatischem Einsatz. Calleja verfügt über eine wohlentwickelte, durchgeformte Stimme, die man in dieser Form bei keinem 26jährigen vermuten würde. Die sängerische Reife, die er an den Tag legt, ist erstaunlich. Sein Drang ins „Spinto-Fach“ war sehr deutlich herauszuhören. „Eine ganz große Hoffnung“ würde man als Sportreporter schreiben – und das zweimal unterstreichen und mit Rufzeichen versehen.

Weil auch das übrige Ensemble passte (Manual Lanza ist mir nach wie vor zu grobschlächtig vom Stil, aber er hat einiges an Dramatik beigesteuert), blieb starker Applaus am Schluss nicht aus.