I PURITANI/DIE PURITANER
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Wiener Staatsoper
05.02.2000

Dirigent: Frederic Chaslin

Anlässlich des 30-jährigen Bühnenjubliäums an der Wiener Staatsoper von Frau Kammersänger Edita Gruberova

Lord Gualterio Valton, Generalgouverneur - Janusz Monarcha
Sir Giorgio, sein Bruder - Egils Silins
Elvira, Lord Valtons Tocher - Edita Gruberova
Lord Arturo Talbo, Parteigänger der Stuarts - Giuseppe Sabbatini
Sir Riccardo Forth, Hauptmann - Manuel Lanza
Sir Bruno Roberton, Offizier - Peter Jelosits
Enrichetta di Francia, Witwe Karls I - Liliane Ciuca

"So schön muss es im Himmel sein"
(Dominik Troger)

Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben. Natürlich, der Konjunktiv muss sein. Diesen Selbstbetrug würden wir alle nur zu leicht durchschauen. Trotzdem, die gestrige Aufführung von Bellinis "Puritaner" verschmolz Erinnerung und Gegenwart zu einem zeitlosen mystischen Opernraum, den Edita Gruberova sonnengleich mit ihren Koloraturen und Pianophrasen durchstrahlte. Und diese Sonne hat sich auch nach dreißig Staatsopernjahren in keine milde, abgeklärte Septembersonne verwandelt, sondern steht nach wie vor im Zenit, unverrückbar, in makelloser Reinheit. Gewiß, es gibt diesen Konjunktiv irdischer Existenz, den wir alle nicht aus dem Weg räumen können. Aber in solchen Momenten dürfen wir ihn getrost vergessen.

War das zu hymnisch? In ihren Dankesworten, nach der Ehrung durch den Staatsoperndirektor Ioan Holender auf offener Bühne hat Edita Gruberova das zeitlich überhöhende selbst angesprochen, und nicht nur das Titelzitat für diese bescheidene Rezension selbst geliefert. Sie hat auch vom "Olymp" gesprochen, als der ihr diese Wiener Staatsoper erscheine, "Olymp, der Platz wo die Götter wohnen". Und wir, die wir anwesend waren, dürfen hinzufügen, was ihr auszusprechen ihr ihre Demut verbot, der Olymp, wo Sie selbst einen der ersten Plätze einnimmt - für alle Zeiten.

Dass dieser Platz an der Seite der Götter durch deren Gnade einerseits und durch die eigene Aufopferungsbereitschaft andererseits gewonnen wurde, sprach Ioan Holender sinngemäß in seiner Laudatio an. Es schien ihm ein Bedürfnis, neben dem Ausdruck aller hochachtungsvoller Dankbarkeit, an Ihrem Werdegang auch das Beispielhafte herauszukehren, den Weg von "unten" nach "oben", sozusagen quer durch das Repertoire, um diesen auch jungen SängerInnen anzuempfehlen. Als Geschenk übergab er die gebundenen Abendprogramme aller 603 Vorstellungen, die Edita Gruberova an der Staatsoper gesungen hat - darunter allein 88mal die Zerbinetta, deren ureigenste Verkörperung dieser Rolle Direktor Holender auch besonders herausstrich.In ihren Dankesworten meinte Edita Gruberova, dass sie ihrem Publikum gerne noch einmal 30 Jahre versprechen möchte "aber ich will sie nicht quälen", deshalb würden es wohl auch nicht 20 Jahre werden, aber vielleicht noch 10 oder auch nur fünf - "wenn Gott will". Und ich bin gewiß, wir alle werden uns in Hinkunft den kräfteraubendsten Pilgerfahrten unterziehen, um eine göttliche Verlängerung dieser angedeuteten Frist zu erflehen - und sei es nur um einen einzigen Tag.

Die Vorstellung geriet überhaupt ganz gut. Mit Giuseppe Sabbatini gibt es ja endlich wieder einen richtigen "Belcanto-Tenor", dessen schlanke und anschmiegsame Stimme - durchaus zur Attacke fähig - in den Bellini Romanzen ihre Herausforderung, aber auch ihre Erfüllung findet. Das restliche Ensemble tat dem festlichen Anlass des Tages keinen Abbruch, auch wenn der gesangliche Ausdruck hier schon ein grobkörnigerer war. Das Orchester unter Frederic Chaslin setzte mehr auf die dynamischen Qualitäten der Partitur, was der oft sehr feinfühligen Instrumentierung weniger gut bekam.