NORMA
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Wiener Staatsoper Musikalische Leitung: Andriy
Yurkevych |
Pollione
- Massimo Giordano Oroveso - Dan Paul Dumitrescu Norma - Maria Pia Piscitelli Adalgisa - Nadia Krasteva Clotilde - Simina Ivan Flavio - Carlos Osuna |
Wie schon 2005 und 2007 sollte auch in dieser Saison eine konzertante „Norma“-Serie mit Edita Gruberova an der Staatsoper stattfinden. Ein Beinbruch kam der Sängerin dazwischen. Die Wiener Staatsoper präsentierte zwar rasch einen Ersatz, aber das Publikum sah sich in seiner Vorfreude natürlich enttäuscht – eine schwierige Situation. Maria Pia Piscitelli nahm die Herausforderung an, bei ihrem Hausdebüt (!) an der Staatsoper als Norma (!) die vier Vorstellungen zu retten. Als nach dem „Casta Diva“ zustimmender Applaus einsetzte, war der Sängerin die Erleichterung deutlich vom Gesicht abzulesen. Piscitelli ließ einen etwas dunklen, eher festen Sopran hören, der der Oberpriesterin Würde und eine leichte Unnahbarkeit verlieh, und der es der Sängerin ermöglichte, die Gefühle der Figur mit Haltung auszudrücken: einer Haltung, die auch ihre Körpersprache vermittelte, was in diesem konzertanten Rahmen gute Figur machte und sicher nicht leicht durchzuhalten war. Weniger zu überzeugen vermochte die gesangliche Ausführung, und zwar dort, wo die Synthese von dramatisch-heroischem Bühnenkonflikt mit der perlend-virtuosen Geläufigkeit Bellini’schen Belcantos gefragt war. Piscitelli agierte hier mit Vorsicht und mit etwas Mühe, die Spitzentöne schon zu scharf und etwas abgesetzt. Die Sängerin gewann im Laufe des Abends spürbar an Selbstsicherheit, wovon die Folgevorstellungen sicher profitieren werden. Weniger gut harmonierte das Timbre von Piscitellis Sopran mit der Adalgisa von Nadia Krasteva, die Stimmen hoben sich zu wenig markant voneinander ab. Nadia Krasteva hat die junge Priesterin bereits vor neun Jahren als junges Ensemblemitglied bei der ersten Aufführungsserie dieser konzertanten Norma gesungen. Sie punktete mit ihrer Tiefe und Mittellage, die Spitzentöne und Koloraturen waren allerdings mit etwas Mühe verbunden und nicht immer so Klangschön wie erhofft. Massimo Giordano, der als Pollione die ganze Zeit den Klavierauszug vor sich her trug (trotz aufgestellter Notenpulte; die Damen sangen alle auswendig) gab den römischen Feldherrn mit sympathischer Unbedarftheit und schien wegen seiner oft eigenartig gequetschten und „ungefähren“ Tonproduktion in Sachen Belcanto-Gesang aus der Übung zu sein. Überzeugend Dan Paul Dumistrescu als Oroveso und der Staatsopernchor. Carlos Osuna und Simina Ivan waren solide Stichwortgeber. Das Orchester unter Andriy Yurkevych spielte mit einem leicht weich getönten, schönen Klang. Trotz der gehobenen Position auf dem gedeckelten Orchestergraben zur Bühne hin war das Klangbild gut ausbalanciert. (Die Sänger standen vor dem Orchester, relativ weit im Parkett platziert.) Yurkevych sorgte da und dort für einige Dramatik, etwa beim effektvollen „Guerra, guerra! “, aber insgesamt hielt sich die Spannung in Grenzen. Das Publikum applaudierte rund acht Minuten lang. Es war zwar kein enthusiatischer Applaussturm, aber die Stärke des Beifalls ließ darauf schließen, dass der Abend insgesamt und unter Berücksichtigung der eingangs erwähnten Umstände gefallen hat. |