I CAPULETI E I MONTECCHI |
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Konzerthaus Dirigent: Fabio Luisi Wiener Symphoniker |
Giulietta - Anna Netrebko |
„Romeo
und Julia“ Bellinis Version von „Romeo und Julia“ mit dem etwas sperrigen Titel „I Capuleti e i Montecchi“ war konzertant im Wiener Konzerthaus zu Gast – und in vielversprechender Besetzung. Doch die hohen Erwartungen wurden nur zum Teil erfüllt.Anna Netrebko spürte möglicherweise noch die Nachwirkungen einer Verkühlung (sie hatte in den letzten 14 Tagen zwei Manon-Vorstellungen an Staatsoper absagen müssen). Zwar verströmte sie ihre wunderbare Mittellage und schenkte Julia die ganze Verletzlichkeit und Liebesglut eines jungen Mädchenherzens, aber sie konnte diese balsamische Aura nicht ins Koloraturenwerk mit hinübernehmen. Höhen und Piani klangen vor allem im Tonansatz oft zu forsch und getrübt. Da fehlte die lockere Virtuosität, das eigentliche Salz in der Suppe belcantestem Schöngesanges. Und dem Bemühen, durch Emotionalität und intensive Darstellungskunst ausgleichend zu wirken, waren in einer konzertanten Aufführung natürlich enge Grenzen gesetzt. Elina Garanca sang einen fast schon männlich zu nennenden Romeo. Die Stimme klang sicher und strahlend und tauchte Bellinis gefühlvolle Phrasen in das glänzend warme Gold ihres Timbres, übertünchte damit aber auch ein bisschen die luzide Romantik dieses Werks. Großartig gestaltet war die Schlussszene, Romeos hinausgezögertes Sterben, ehe sie mit halbersticktem Schlusston Julia in der dumpfhallenden Einsamkeit kühler Gruft zurückließ. José Calleja zeigte sich technisch deutlich verbessert, was vor allem seinen Höhen zu Gute kam. Die Stimme hat nichts von ihrem nostalgischen Charme verloren, das Timbre hat sich aber gerundet, ist „erwachsener“ geworden. Er scheint sich auf einem vielversprechenden Weg zu befinden – und er ist gerade erst mal 30 Jahre alt geworden. Robert Gleadow und Tiziano Bracchi waren vor allem Stichwortgeber – und dem ist nichts hinzuzufügen. Für den Chorpart sorgte professionell die Wiener Singakademie. Fabio
Luisi entlockte der Partitur dramatische Akzente und arbeitete
das Bellini'sche Schwelgen in den einzelnen Soloinstrumenten sehr schön
heraus. Das Publikum reagierte stimmig – bedachte Elina Garanca
beim Schlussapplaus mit dem stärksten Beifall – und klatschte
über 10 Minuten lang. |