FIDELIO

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Staatsoper
8.11.2007

Dirigent: Peter Schneider

Don Fernando - Markus Eiche
Don Pizarro - Falk Struckmann
Florestan - Johan Botha
Leonore - Nadja Michael
Rocco - Walter Fink
Marzelline - Simina Ivan
Jaquino - Herwig Pecoraro
1. Gefangener - Dritan Luca
2. Gefangener - Josef Stangl


Fidelio im Blitzlicht

(Dominik Troger)

Beethovens einzige Oper steht wieder auf dem Staatsopern-Spielplan. Die Besetzung kann zum Teil als vorzüglich gelten. Eine Aufführung, die im Laufe des Abends zu guter Form fand.

Johan Botha war unbestrittener Höhepunkt des Abends. Sein Florestan befreit sich mittels Gesang von seinen Ketten – und lebt, kraftvoll und doch filigran zugleich, das Beethoven’sche Hoffnungsideal: eine paradiesische Melodik durchschimmert sein visionäres Aufbegehren, ein Florestan mit Legatokultur, ein feinfühliges Geständnis, den „süßen Trost“ betonend und nicht die Verzweiflung des Beginns. Und der Weg zur Freiheit ins „himmlische Reich“ ist bei ihm kein erzwungener Kraftakt, sondern eine im konkreten Augenblick als Befreiung erlebte strahlende Vision, die im Höhepunkt ihres energievoll geäußerten Jubels von physischer Erschöpfung übermannt in sich zusammenbricht.

Nadja Michaels energiegeladener Fidelio lebte von ihrem burschikosen Aussehen und ihrer starken Bühnenpräsenz. Die Höhen könnten „jubelnder“ sein, doch hängt ihrem Timbre eine Mezzogrundierung an, die verhindert, dass sie da so wirklich ans Ziel kommt. Lyrische Feinarbeit – etwa in der großen Arie – gibt es kaum. Was zählt, ist die große Linie – und die wird durchgehalten und erweist sich als ziemlich schlüssig. Falk Struckmann verspritzte als Don Pizarro seinen bösen Geifer und setzte ihn gekonnt ins grelle Licht inhumaner Bösartigkeit. Blasser war Walter Fink als Rocco, der erst durch Pizarros frivoles Ansinnen aus der legeren Gemütlichkeit eines königlichen Jutsizwachebeamten gebeutelt wurde. Simina Ivan hatte als Marzelline Rollendebüt samt kleinen Unsicherheiten in den Dialogszenen. Herwig Pecoraro steuerte einen wenig auffälligen Jaquino bei, Markus Eiche hat dem Minister seine schöne, aber nicht sehr durchschlagskräftige Stimme geliehen.

Peter Schneider am Pult ist bewährt. Sein Beethoven gilt als Vorläufer Wagners und nicht als Nachfahre Mozarts oder Haydns. Es darf alles ein wenig satter und romantischer klingen, aber das liegt dem Orchester ohnehin – dazu der Chor mit viel Beethoven’schem Pathos, das war eine gute Mischung.

Das Publikum photographierte während der Vorstellung eifrig mit Blitzlicht. Besucher, die in der ersten Reihe Galerie saßen, Ganz Seite Links, haben während des Marsches (No. 6) gleich zweimal das Orchester abgelichtet. Angeblich kommt dieses Hineinblitzen zunehmend in Mode. Für die schönen Motive hat man sich nachher mit viel Beifall bedankt. Bravorufe gab es für Florestan, Fidelio und Pizarro. Der Applaus währte aber nicht sehr lange.

Es war die 199. Staatsopern-Aufführung in dieser Inszenierung, die 200. folgt am Sonntag. Eine Auffrischung der Personenführung und eine bessere Nuancierung der Dialoge könnte nicht schaden: ansonsten zählt diese Inszenierung zu jenen, die man auch in 20 Jahren noch ohne Gewissensbisse spielen kann.