FIDELIO

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Wiener Staatsoper
Musikalische Neueinstudierung
30.10.2004


Dirigent: Seiji Ozawa

Don Fernando - Peter Weber
Don Pizarro - Falk Struckmann
Florestan - Johan Botha
Leonore - Waltraud Meier
Rocco - Kurt Rydl
Marzelline - Genia Kühmeier
Jaquino - Cosim Ifrim
1. Gefangener - Alexander Pinderak
2. Gefangener - Friedrich Springer



Fidelio am Samstagabend

(Dominik Troger)

Mit diesem „Fidelio“ wäre ich ganz zufrieden gewesen, hätte man ihm nicht das Etikett einer „Musikalischen Neueinstudierung“ angeheftet. Aber so muss ich mich fragen, was das „Besondere“ an dieser Vorstellung gewesen ist – und da fällt mir wenig dazu ein.

Meine Einwände beginnen schon bei der Leonore der Waltraud Meier, die wie immer vorzüglich schaugespielert hat, aber von den technischen Anforderungen dieser Partie mehr beansprucht schien als in anderen Rollen. Falk Struckmann gab den Pizarro sehr böse, fast ein wenig psychopatisch. Das war mir zu dick aufgetragen. Johan Botha ließ seinen ersten Stoßseufzer, dieses „Gott“, an- und abschwellen, dass es eine Freude war – und doch wieder nicht. Ist das noch dieser musikdramatische Verzweiflungsschrei Florestans? Sängerische Brillanz muss nicht immer das Optimum an seelischem Ausdruck hergeben. Den hatte Botha dann beim Befreiungsjubeln für mich besser getroffen, als beim Kerker-Delirium. Bei der emotionalen Intensität punktete wieder Waltraud Meier, wo Botha sängerische Bestmarken anpeilte.

Diese Natürlichkeit im Vortrag, auf deren Basis erst „echte“ Gefühle erwachsen können, fand sich aber bei den übrigen Mitwirkenden, was dem Abend eine gute Abrundung verschaffte: bei Genia Kühmeier als tadelloser Marzelline, bei Cosim Ifrim als ebensolchem Jaquino und bei Kurt Rydls „geerdetem“ Rocco. Der Minister von Peter Weber war mir – für die wichtige dramaturgische Funktion, die ihm zukommt – zu blass.

Das Orchester unter Seiji Ozawa war hörbar bemüht, das Werk auch mit dem nötigen musikalischen Ganz auszustaffieren, aber viele Details hätte ich mir intensiver gewünscht – und auch mit mehr Gespür für den weiten Raum, den dieses Werk durchmisst, vom Lustspielcharakter des Liebeszankes am Beginn bis zum strahlenden humanitären Manifest des Schlusses.

Die Inszenierung und das Bühnenbild (Otto Schenk und Günther Schneider-Siemssen) sind über 30 Jahre alt, mustergültig und folgen „Beethoven“ in jeden Beistrich des Librettos.