HERZOG BLAUBARTS BURG
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Musikverein
13. Mai 2016
Konzertant

Musikalische Leitung: Philippe Jordan

Wiener Symphoniker

Herzog Blaubart - Gábor Bretz
Judith - Violeta Urmana

 


„Herzog Blaubart im Musikverein
(Dominik Troger)

Im Rahmen des Zyklus „Große Symphonie“ luden am 11. und 13. Mai die Wiener Symphoniker unter Philippe Jordan zu einer konzertanten Aufführung von Béla Bartóks Operneinakter. Nachstehende Anmerkungen beziehen sich auf die Aufführung am 13. Mai.

Nach dem szenisch eigentümlichen „Hänsel und Gretel“ in der Kammeroper tat es wohl, Bartóks „Frauenschreck“ in einer konzertanten Aufführung zu begegnen. Es war eine ganz „klassische“ konzertante und keine „semi-konzertante“ Aufführung: Judith und Blaubart links und rechts aufgestellt, der Dirigent zwischen ihnen in der Mitte. Szenisch war die Oper erst letzte Saison bei den Wiener Festwochen im Theater an der Wien aufgeführt worden – gekoppelt mit Schumanns „Geistervariationen“. Eine nicht minder eigentümliche Regietat.

Vor der Pause wurden die „Klassikliebhaber“ im Publikum mit Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 (Solist Pierre-Laurent Aimard) bedient. Eine mehr „geläufige“, unspektakuläre Interpretation – die drei Minuten Zugabe (György Ligetis „Musica Ricerata“Nr. 7 ) wusste mehr zu fesseln als die 30 Minuten Beethoven.

Nach der Pause allerdings präsentierten sich die Wiener Symphoniker in großartiger Form. Philipp Jordan betonte vor allem den Impressionisten in Bartok und setzte auf einen mit leichter Wärme durchströmten Klang, der dieses düstere Werk mit schwelgerischer Kulinarik gleichsam von Innen erhellte. Die einleitenden Takte wurden fast ein wenig zu ruhig gespielt, ohne nervös-irrisierende Spannung. Aber Jordan gewann die Spannung nicht aus der kühlen Zuspitzung und einer „Psychoanalyse“ des Werkes, sondern aus dem epischen Fluss der Handlung, der gleichsam wie von selbst an schwelgerisch schattierten Seelenlandschaften vorbeiziehend die Höhepunkte ansteuerte, um sie dann sinnlich auszukosten. Es war die Interpretation eines Genießers – und dieses Vertrauen in die Lust am Klang ließ das Publikum beim Öffnen der fünften Türe in einem „fff“ baden, dass in einer instrumental ausbalancierten, gewaltigen Eruption das alles überstrahlende Licht Bartoks in den Musikverein hereinholte.

Die beiden Gesangssolisten standen dem Orchester um nichts nach. Violeta Urmana war eine ausgezeichnete Judith, ihr mit leichtem dunklen Teint überzogene Stimme realisierte das Schicksal dieser Frau ohne expressive Überzeichnung, konzentriert-konsequent und immer klangschön, zuerst schmeichlerisch, dann zunehmend selbst hineingezogen in diese Geschichte, ihre Herrin und ihr Opfer zugleich.

Gábor Bretz war ein beeindruckender Blaubart (in der schon erwähnten mehr schauspielorientierten Andrea Breth-Inszenierung im Theater an der Wien sind seine Vorzüge ein wenig übertüncht worden). Sein angenehm timbrierter, eher leichter Bass belebte Blaubart als gefassten Liebhaber, der von vornherein weiß, dass die Sache böse enden wird. Es lag mehr Melancholie als Gefährlichkeit, mehr Sinnlichkeit als Bedrohung in seinem Gesang. Dieser Blaubart zeigt sich nach außen den Damen gegenüber gewiss als Kavalier, und sein dunkles Schicksal könnte sich bei ihm in heimlich-gruseligen Liebesgedichten niederschlagen, die er gleich nach dem Aufschreiben den Flammen übergibt.

Mag sein, dass dieser dunkle Rest der Geschichte insgesamt von der „ästhetischen Impression“ etwas verdeckt worden ist. Ein Einwand, der den hervorragenden Eindruck, den diese Aufführung hinterließ, aber nicht mindert. Den einleitenden Prolog hat man übrigens gestrichen.

Das Publikum spendete reichlich Applaus, rund fünf Minuten lang.