HERZOG BLAUBARTS BURG
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Konzerthaus
8.11.2011
Konzertante Aufführung

Dirigent: Esa-Pekka Salonen

Ensemble: Philharmonia Orchestra

Judith - Michelle DeYoung
Herzog Blaubart - John Tomlinson
Sprecherin - Sylvie Rohrer


„Weißbärtiger Blaubart
(Dominik Troger)

Der erste Abend im konzertanten Opernzyklus im Konzerthaus galt Béla Bartók und seinem „A Kékszakállú herceg vára“. Zu Gast war das Philharmonia Orchestra unter Esa-Pekka Salonen.

Der Abend begann mit dem berühmten Debussy’schen „Faun“, der für zehn Minuten im großen Konzerthaussaal vorbeischaute und von der tänzerisch-geschmeidigen Zeichengebung des Dirigenten sicher entzückt war. Das Philharmonia Orchestra präsentierte sich schon hier als ein auf Hochglanz polierter Klangkörper, mehr kühl als sinnlich – so gerieten die Stimmungsbilder aus dem Leben eines Fauns etwas glatt.

Nach dem „Faun“ sorgte die Konzertsuite „Der holzgeschnitzte Prinz“ für eine griffige Einstimmung auf „Herzog Blaubarts Burg“, das nach der Pause folgte. Salonen formulierte Bartók wie eine Designstudie der Moderne. Er stellte mächtige Klangballungen in den Raum (etwa nach dem Öffnen der fünften Türe in Blaubarts Burg), die das Orchester mit Brillanz exekutierte und baute der Burg ein fugenloses, oft auch monumentales Mauerwerk ganz ohne romantisierende Nischen.

Den Prolog sprach Sylvie Rohrer auf Deutsch. Er wich deutlich von der im Programmheft abgedruckten Fassung ab. Michelle DeYoung und John Tomlinson sangen Judith und Blaubart – in ungarischer Sprache. DeYoung war für Measha Brueggergosman eingesprungen, die die Aufführung hatte absagen müssen.

DeYoung und Tomlinson spielten das Geschehen andeutungsweise nach – suchten auf dem Podium liebevolle Nähe oder respektvollen Abstand, illustrierten mit Gesten die Übergabe der Schlüssel, einen nach dem anderen, für die insgesamt sieben Türen. DeYoungs Mezzo hätte ein bisschen expressiver sein können, die Stimme etwas volltönender – wie ein Lichtstrahl in Blaubarts düsteren Seelenräumen. Aber das „Zusammenwirken“ mit John Tomlinson funktionierte und diese seltsame, abgrundtiefe „Beziehungskiste“ konnte trotz konzertantem Rahmen spürbar nachvollzogen werden.

John Tomlinson zeigte große Gestaltungskraft und schauspielerisches Charisma. Hätte man seinen weißen Vollbart eingefärbt, „Blaubart“ wäre nicht weit gewesen. Die Stimme zeigte sich nach der Höhe hin schon etwas limitiert, die Mittellage klang kraftvoll und nach wie vor repräsentativ. Tomlinson ist im echten Leben zwar nicht „Herzog“, sondern er wurde zum „Ritter“ geadelt – aber blaues Bühnenblut floss für diese Aufführung genug in seinen Adern.

Das Publikum im nicht ausverkauften Großen Saal des Konzerthauses war vom Gehörten recht angetan. Der Abend wurde vom Veranstalter für eine CD-Veröffentlichung mitgeschnitten.