THEATER AN DER WIEN - 8.1.2006
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Seit 8.1.2006 besitzt Wien ein neues, „altes“ Opernhaus – das Theater an der Wien. Die Eröffnung fand in würdigem Rahmen statt, viel politische und künstlerische Prominenz verlieh dem Abend das Flair eines gesellschaftlichen Großereignisses, nicht nur für Wiener Maßstäbe. Das Theater an der Wien hat eine bewegte Geschichte hinter sich, dass das Haus jetzt wieder Opernbühne sein darf, klingt nach den Abbruchspekulationen Ende der 50er Jahre und der jahrzehntelangen Musical-Beschallung fast wie ein Happy End. Das erste Musikstück war denn auch Erinnerung und Ausblick zugleich: Tzimon Barto spielte die Klavierfassung der Ouvertüre zu „Alexander“ von Franz Teyber – jene Oper, die bei der Eröffnung des Hauses im Jahre 1801 gegeben worden war. Die fanfarenartigen Akkorde der Einleitung passten zum festlichen Rahmen, damals wie heute. Dann folgten vier Festreden: Intendant DI Roland Geyer skizzierte in seiner Begrüßungsansprache kurz die strategische Ausrichtung des Hauses: Barockoper, Mozart, zeitgenössische Werke. Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny meinte sinngemäß: „eine Vision wird Wirklichkeit“ und gab zugleich seiner Hoffnung Ausdruck, das Theater an der Wien möge an frühere glanzvolle Opernzeiten anschließen. Bürgermeister Dr. Michael Häupl unterstrich das Bekenntnis der Stadt Wien zu diesem neuen Opernhaus als einer wichtigen Erweiterung der Wiener Kulturlandschaft. Bundespräsident Dr. Heinz Fischer schlug den Bogen von Mozart zu Siegmund Freud, 100 Jahre nach Mozart geboren: beide seien Neuerer, ja Revolutionäre auf ihrem Gebiet gewesen. Hatte man die einleitende Ouvertüre als interessante historische Reminiszenz dankbar angenommen, erwies sich der nächste Programmpunkt, Frédéric Chopins Variationen für Klavier und Orchester B-Dur über „La ci darem la mano“ als weniger zwingend. Placido Domingo leitete (wie auch bei den restlichen Musikstücken) die Wiener Symphoniker, Klavier Tzimon Barto. Es folgte der Programmhöhepunkt vor der Pause: Thomas Quasthoff sang drei Mozartarien, das unverwüstliche „Madamina! Il catalogo è questo“, darauf Rezitativ und Arie für Bass und Orchester, KV 512, sowie – nach der „Cosi fan tutte“-Ouvertüre – die Konzertarie „Rivolgete a lui lo sguardo“, KV 584, ursprünglich für „Cosi fan tutte“ konzipiert. Nach der Pause ging es mit einer Uraufführung weiter: Thomas Daniel Schlee (*1957), „Musik für ein Fest“. Das Stück, das sich einer zahmen Moderne verschrieben hatte, wurde freundlich, aber zurückhaltend akklamiert. Der irritierte Teil des Publikums durfte sich anschließend bei Mozarts 3. Violinkonzert (KV 216) wieder erholen: Solist Julian Rachlin steuerte den zweiten, viel bejubelten künstlerischen Höhepunkt des Abends bei. Für den Abschluss sorgte eine würdevoll und mit Begeisterung vorgetragene Beethoven-Ouvertüre: „Die Weihe des Hauses“. P.S.:
Natürlich kann man die Programmzusammenstellung etwas bemängeln.
Der mit der „Alexander“-Ouvertüre aufgenommene rote
Faden hätte noch prägnanter der
Opern- und Konzert-Historie des Theaters an der Wien folgen können.
Unerquicklich war das Tohuwabohu bei den Garderoben. Die Klingel-Orgien
vor Beginn und nach der Pause hatten vielleicht besondere organisatorische
Gründe. In Zukunft werden sie hoffentlich auf ein dem Publikum
erträgliches Maß reduziert. 2006 - © Dominik Troger |