ARMIDA AL CAMPO D'EGITTO

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Theater an der Wien
22.10.2009
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Rinaldo Alessandrini


Orchester: Concerto Italiano

Califfo - Furio Zanasi
Armida - Sara Mingardo
Osmira - Monica Bacelli
Erminia - Raffaella Milanesi
Emireno - Marina Comparato
Adrasto - Romina Basso
Tisaferno - Martin Oro


Liebesgetändel und Intrigen
(Dominik Troger)

An „Armida“-Opern ist kein Mangel – auch Antonio Vivaldi konnte den Reizen dieser Zauberin nicht widerstehen. „Armida al campo d’Egitto“ wurde 1718 beim Karneval in Venedig uraufgeführt – und ein bisschen Staub hat die Story seither schon angesetzt.

In einer konzertanten Aufführung wagte das Theater an der Wien die Probe aufs Exempel und der Abend brauchte lange, um in Schwung zu kommen. Die „Liebe“ ist zwar ein unerschöpfliches Thema für die Oper, aber Armidas Hinterlist und intrigante Verwicklungen, das Hinters-Licht-Führen und das Leidenschaft-Heucheln würde fürs rasche Verständnis schon einen kleinen, dem Programmheft beigehefteten Handapparat mit expliziter „Familienaufstellung“ erfordern. Die ganze Geschichte ist einigermaßen kontrastarm – und gezaubert wird auch nicht.

Von „Armida al campo d’Egitto“ sind laut Programmheft nur der erste und dritte Akte überliefert, der zweite wurde rekonstruiert (weitere Erläuterungen dazu wären hilfreich gewesen). Die Orchesterbesetzung war stark streicherlastig, dazu kamen zwei Theorben, zwei Mal Cembalo, keine Bläser, bis auf zwei sehr sparsam eingesetzte Hörner im dritten Akt. Die Musik atmet zwar „vivaldischen Esprit“, so richtige Gustostückerl finden sich aber erst im dritten Akt. Die Umsetzung durch das Concerto Italiano unter Rinaldo Alessandrini hatte einen gewissen Hang zu einer angenehm dahinplätschernden Geläufigkeit, die das durchwegs gute und stilsichere aus Sängerinnen und zwei Sängern bestehende Ensemble wenig herausforderte.

Erst mit einer langen, einschmeichelnd-süffig vorgetragenen Arie des Tisaferno (Martin Oro, Countenor) im dritten Akt, wurde die Begeisterungsfähigkeit des Publikums geweckt. Insofern hatte sich das lange kontemplative Herumräkeln auf dem etwas dünnfasrig gewebten barocken Soundteppich doch noch gelohnt, zumal auch Vivaldi erst gegen Schluss seine effektvolleren Nummern platziert hat.

Wie schon angedeutet, das Ensemble war sehr homogen. Es präsentierte sich als technisch ausgereift und im vibratolosen, barocken Ziergesang geübt. Monica Bacelli (Osmira) überzeugte mit locker gesungenen, delikat gesetzten Verzierungen, Romina Basso (Adrasto) steuerte für mich die vom Timbre klangvollste Stimme im Ensemble bei, ein leicht goldgetönter Mezzo. Sara Mingardos Alt versah die Armida mit elegantem Flair, auch Marina Comparato (Emireno) und Raffaella Milanesi (Erminia) sorgten für barockversierten Gesang. Furio Zanasi lieh dem Califfo seinen Bariton – an diesem Abend ein bisschen der „Hahn im Korb“ – von Vivaldi in musikalischer Hinsicht aber nicht sehr protegiert.

Der Abend endete schlussendlich mit viel Applaus, evoziert von einem starken dritten Akt. Das Theater an der Wien war nicht ausverkauft, es gab überraschend viele leere Plätze.