FARNACE

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Konzerthaus
30.1.2005
Konzertante Aufführung

Dirigent: Jordi Savall

Le Concert des Nations
Chorus sine nomine

Farnace - Furio Zanasi
Tamiri - Sara Mingardo
Berenice - Adriana Fernández
Pompeo - Sonia Prina
Gilade - Elisabetta Scano
Selinda - Gloria Banditelli
Aquilio - Florian Boesch

Antikes Mobiliar
(Dominik Troger)

Der Opernkomponist Vivaldi steht erst seit einigen Jahren wieder im Mittelpunkt des Interesses. Im Konzerthaus wurde jetzt sein „Farnace“ in einer erprobten Produktion unter Jordi Savall konzertant gegeben.

Jordi Savall hatte 2001 den „Farnace“ in Madrid auf die Bühne gestellt, die Besetzung war teilweise mit der jetzigen Wiener Aufführung ident. Die Handlung dieser Oper schöpft erwartungsgemäß aus dem Fundus antiker Historie: Pompeius in den Endzügen des Mithridatischen Kriegs; der unterlegene König Pharnakes samt Gemahlin und Sohn in Lebensgefahr; die rachsüchtige Berenike, die Tochter und Schwiegersohn mit ihrem Hass verfolgt; eine Liebegeschichte zwischen Aquilius, einem römischen Gefolgsmann des Pompeius, und Pharnakes Schwester Selinda etc. Der Plot wirkt ein wenig zerfahren und der Handlungsknoten wendet sich im dritten Aufzug ziemlich überraschend zum Guten.

Der „Farnace“ ist eine Oper von kunstfertiger musikalischer Ausgestaltung, ohne allerdings die musikdramatischen Höhenflüge Händels zu erreichen. Es kommt alles ein wenig sparsamer daher. Barocker Pomp, so wie bei dem von Trompeten, Pauken und Chor unterstützten Auftritt der Römer im ersten Akt, ist rar. Die Arien fand ich (bis auf wenige Ausnahmen) zu schematisch, zu wenig raffiniert. Jordi Savall sorgte für zügiges Tempo, dominierte mir aber mit dem Orchester das Geschehen zu stark.

Die Aufführung bot eine exzellente Ensembleleistung, setzte nicht auf einzelne, primadonnenhafte Glanzlichter. Das Orchester hatte einen warmen, präsenten Klang. Die Timbres der Frauenstimmen waren mir zu wenig charakteristisch, um dem Zuhörer die verkörperten Rollen deutlich vorzustellen – der Pompeius von Sonia Prina hatte noch Konturen, ebenso die Tamiri der Sara Mingardo. Die Berenice von Andriana Fernández hätte hingegen eine richtige Furie sein müssen (so wie ihr grellrotes Kleid), Gloria Banditelli hätte die Selinda noch koketter anlegen können, der Gilade von Elisabetta Scano war mir für eine Hosenrolle zu mädchenhaft, wenn auch sehr hübsch im Vortrag. Furio Zanasi, Pharnakes, sorgte mit der Klage über seinen vermeintlich toten Sohn für berührende Augenblicke und für einen der wenigen Momente, wo die dargestellte Person wirklich greifbar wurde. Florian Boesch gab den Aquilio tadellos, hatte aber nicht viel zu singen. Die vielen Auftritte und Abgänge der SolistInnen waren wohl als Versuch zu werten, den konzertanten Vortrag zu beleben.

Die Aufführung war nach einer Pause um ca. 22.30 zu Ende und nicht – wie im Programmheft vermerkt – erst um 23 Uhr (und nach zwei Pausen). Das Publikum spendete reichlichen Schlussapplaus. Spontanen Applaus nach den Arien gab es nur zwei oder drei Mal. Savall hatte es meist sehr eilig, kaum war die Arie gesungen, ging es schon wieder mit dem Rezitativ weiter.