ERCOLE SUL TERMODONTE

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Konzerthaus
25.1.2009
Konzertante Aufführung

Dirigent: Fabio Biondi

Ensemble: Europa Galante
Chor: Concentus Vocalis

Rekonstruierte Fassung von Fabio Biondi

Antiope - Vivica Genaux
Ercole - Carlo Allemano
Teseo - Romina Basso
Hipólita - Roberta Invernizzi
Telamone - Filippo Adami
Alceste - Philippe Jaroussky
Orizia - Emanuela Galli

Amazonen im Konzerthaus
(Dominik Troger)

Herkules auf Amazonenjagd – die rekonstruierte Vivaldi-Oper „Ercole sul Termodonte" stieß beim Publikum auf große Zustimmung und war ein Höhepunkt des diesjährigen Resonanzen-Festivals im Wiener Konzerthaus.

Von „Ercole sul Termodonte" existiert keine Partitur. Weil Vivaldi bei der Komposition stark auf frühere Werke zurückgegriffen hat, war es möglich, durch die Kombination unterschiedlichster Quellen große Teile zu rekonstruieren. Das Ergebnis konnte sich in diesem Fall nur hören lassen – es war eine konzertante Aufführung. Insgesamt konnten laut Programmheft 29 der 42 Arien und Duette des Originals der Vergessenheit entrissen werden. Über den musikhistorischen Wert dieser Fassung müssen Experten befinden – das Gehörte überzeugte jedenfalls von der ersten Note und stellte Vivaldi mit Händel auf eine Stufe.

Das ist nicht nur das Verdienst des reizvollen Sujets (Amazonen, griechische Heroen und eine brennende Flotte ...), sondern Vivaldi sorgt mit zupackender Musik, bravourösen Arien und raffinierter Instrumentation für einen Höhepunkt nach dem anderen. Die weich federnde Rhythmik und der transparente Klang der Europa Galante befeuerte das Vivaldische Pathos zusätzlich. Das hatte Temperament und begeisterte das Publikum. Begeisternd war auch das Violinspiel von Fabio Bondi, der in der Arie „Amato bene“ mit dem Sopran von Roberta Invernizzi duettierte – von Streicherpizzicati begleitet, ein verträumt-verführerisches Beispiel für Vivaldis musikalischen Reichtum.

Das Sängerensemble war dieser orchestralen „Vorgabe“ erfreulicher Weise gewachsen: Romina Basso sang mit ihrem männlich-juvenilem Mezzo einen empfindsamer Teseo; Roberta Invernizzi gestaltete die Hipólita mit innigem und doch lebhaftem Sopran; Vivica Genaux war eine passende Amazonenkönigin, das Timbre ihres Mezzos hat einen warmen Ton und eine gewisse Extravaganz. Stefanie Irányi sang die Martesia, eine vielversprechende Leistung der jungen Sängerin; auch bei Emanuela Galli, Orizia, war barocke Gesangeskunst in bester Kehle. Filippo Adami war eventuell schon eine Spur über das „Barocke“ hinaus und ließ im Tonfall Mozart und die italienische Oper des frühen 19. Jahrhunderts anklingen. Bei Philippe Jaroussky faszinierte einmal mehr die sopranhafte Leichtigkeit, mit der er sich durch die Verzierungen bewegte und dem Liebesschmachten des Alceste Gestalt verlieh.

Die Griechen – bis auf Herkules – treten in dieser Oper nicht sehr martialisch auf, sondern erliegen fast von Beginn an den Reizen der Amazonen (wie umgekehrt). Und Herkules steht bei dieser Oper weniger im Mittelpunkt, als es der Titel vermuten lässt, Carlo Allemano sorgte in der Titelpartie für eine deutliche Abgrenzung vom restlichen „Personal“ des Stückes: sein Tenor hat nicht die Weichheit des Liebhabers, sondern verlieh ihm eine etwas zu rauhe, männliche Note.

Der Abend dauerte von 19.30 bis gegen 22.45 Uhr und wurde schlussendlich reichlich beklatscht.