CATONE IN UTICA

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Theater an der Wien
16.12.2011
Konzertante Aufführung

Dirigent: Federico Maria Sardelli

Modo Antiquo

(Aufführungsmaterial: Bernardo Ticci)

Catone - Magnus Staveland
Marzia - Sonia Prina
Emilia - Loriana Castellano
Cesare - Paolo Lopez
Arbace - Nicki Kennedy
Fulvio - Antonio Giovannini

Vivaldi-Turbo
(Dominik Troger)

Vivaldis „Catone in Utica“ wurde 1737 in Verona uraufgeführt. Im Theater an der Wien erklangen in einer sehr guten konzertanten Aufführung der zweite und der dritte Akt. Der erste Akt hat sich nicht erhalten.

Das Werk basiert auf einem Libretto von Pietro Metastasio. Im Zentrum steht der Konflikt des jüngeren Cato mit Julius Cäsar. Der historische Cato kämpfte im römischen Bürgerkrieg auf der Seite des scheiternden Pompeius und beging in Utica Selbstmord. In der Oper von Vivaldi begnadigt Cäsar seinen Widersacher. Der Feldherr gibt sich nicht ohne Grund versöhnlich: Er ist in Liebe zu Catos Tochter Marzia entflammt und darf durch seinen Gnadenakt auf Erhörung seiner Wünsche hoffen.

Das für die Karnevalssaison komponierte Werk wurde mit Erfolg uraufgeführt. Der zweite Akt ist – wie man sich an diesem Abend überzeugen konnte – voller packend-virtuoser Gustostückerln; der dritte, kürzere Akt ist musikalisch weniger ergiebig. Vivaldi hat einige Arien mit Trompeten- oder Hornbegleitung „aufpoliert“, die Rezitative sind dagegen etwas langatmig und konventionell gehalten.

Federico Maria Sardelli und das Ensemble Modo Antiquo sorgten für einen „Turbo-Vivaldi“, mit federndem und temperamentvollem Spiel, das die Gesangssolisten zu virtuoser Stimmakrobatik verlockte: Allen voran Sonia Prina, die als Tochter Catos aber nur zwei Arien zu singen hatte. Prina bedankte sich beim Publikum nach dem Schlussapplaus mit einer Zugabe und wiederholte die Arie „Il povero mio core“. Die Sängerin ist ein Energiebündel und ihre Stimme hat einen das Publikum einnehmenden burschikosen Touch.

Paolo Lopez, ein junger Sänger aus Palermo, der 2005 am dortigen Konversatorium seinen Abschluss gemacht hat, sang den Cäsar. Er überraschte mit einer kräftigen Sopranstimme, die dem Feldherrn einen etwas koketten, epikureischen Charakter verlieh. Feurig geriet ihm die Arie „Se in campo armato“ im Zusammenwirken mit dem recht flott und voll sprudelnder Energie musizierenden Modo Antiquo. Cäsars Kampfangsage an Cato ist ein Meisterstück Vivaldis. Beeindruckend wie Lopez Stimme dabei im Ausdruck und Klang die Balance wahrte. Aus den mehrfach sich wiederholenden, ansteigenden Koloraturketten sprühte einem sozusagen das Hohnlachen Cäsars entgegen, mit dem er Cato herausfordert.

Cato wurde vom jungen norwegischen Tenor Magnus Staveland verkörpert. Stavelands Stimme ließ einen angenehm timbrierten, lyrischen Tenor hören, schon ein bisschen breiter im Fundament, wodurch Catos rechtmäßige Autorität gegenüber Cäsar herausgestrichen wurde – in Summe vielleicht schon eine Stimme die Richtung Mozart wächst und lyrisch-virile Momente verheißt.

Loriana Castellano ließ einen leicht herb gefärbten Mezzo hören, ebenfalls voller Energien, der zu etwas zwielichtigen oder etwas reiferen Charakteren passt. Als Emilia und Witwe des Pompeus setzte sie verständlicher Weise alles in Bewegung, um Cäsar aus der Welt zu schaffen. Ihr hat Vivaldi eine effektvolle Nummer für das Finale des zweiten Aktes spendiert: „Come in vano il mare irato“.

Nicki Kennedy sang den afrikanischen Fürsten Arbace. Ihr klarer Sopran klang in diesem stark südländisch dominierten Ensemble etwas kühl und von zurückhaltender Emotionalität. Antonio Giovannini war der zweite Countertenor im Bunde. Seine wendig geführte Stimme erklang etwas schmäler und pointierter, für ihn blieb aber in diesem Opernfragment (wie für den Arbace) nur eine einzige Arie übrig.

Die Sängerinnen und Sänger nutzten das Bühnenbild der derzeit laufenden Theater an der Wien-Produktion von Monteverdis „L’Orfeo“ als „Kulisse“. Wenn sie nichts zu singen hatten, nahmen sie auf dem Sofa der Inneneinrichtung Platz.

Das Publikum war am Schluss begeistert und die spezielle Zugabe, die die Ausführenden dem Auditorium boten, wurde schon erwähnt. Erwähnt muss aber auch werden, dass sich „Cantone in Utica“ viel mehr Besucher verdient hätte.