DIE FLEDERMAUS

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Volksoper
31.12.2016

Dirigent: Rudolf Bibl

Gabriel von Eisenstein - Mehrzad Montazeri
Rosalinde - Ulrike Steinsky
Adele – Beate Ritter
Ida - Juliette Khalil
Alfred - Vincent Schirrmacher
Dr. Falke - Marco di Sapia
Frank – Martin Winkler
Prinz Orlofsky -Martina Mikelic
Iwan - Heinz Fitzka
Dr. Blind - Boris Eder
Frosch -
Robert Meyer


„Sorgenloser Silvester“

(Dominik Troger)

Was wäre der Jahreswechsel ohne die „Die Fledermaus"? Diesmal wurde aber nicht die Silvestervorstellung der Staatsoper, sondern jene der Volksoper besucht. Beide Häuser bieten das Werk in passender, historisierender Ausstattung. An der Volksoper spielt aber der Direktor selbst den Frosch – und das erweist sich im Vergleich der beiden „Etablissements" als Vorteil.

Peter Simonischeks grantelnd nuschelnder „Steirer an der Staatsoper" wirkt gegenüber Robert Meyers viel deutlicher akzentuierendem Frosch schon ein bisschen alt. Allerdings könnte der Herr Volksoperndirektor die Pointen wieder mal ein bisserl auffrischen. Dass die Hype Alpe Adria nur 4% Zinsen verspricht, der Slibowitz aber 40%, das hat man so ähnlich schon vor einigen Jahren gehört. Aber die aktuelle Weltlage lädt zu aktuellen Pointen auch nicht wirklich ein. Insofern ist man dann wieder sehr dankbar dafür, wenn einem die altgedienten Witze wie gute Bekannte verschwörerisch auf die Schulter klopfen und ein „Kennst mi eh' no" ins Ohr raunen. Gelacht wurde allerdings in sehr unterschiedlicher Intensität. Offenbar waren auch viele Touristen im Haus, denen die über der Bühne mitlaufende englische Übersetzung nicht jede Facette des „Wiener Schmähs" vermitteln konnte.

Die Besetzung zeigte sich etwas unausgewogen. Mehrzad Montazeri gab einen gut getroffenen Eisenstein, der auch mit grauem Schläfenhaar noch seine Abenteuer sucht. Stimmlich hatte sein Tenor allerdings wenig Operettenschmelz zu bieten. Mit Marco di Sapia als Dr.Falke und seinem trockenen Bariton kam ich den ganzen Abend auf kein „Dui-Du". Ulrike Steinsky war als Rosalinde eingesprungen – eine nicht mehr ganz „jugendfrische" Rosalinde, die ihre frühere Attraktivität aber durchaus noch in Szene zu setzen wusste. Die Adele der Beate Ritter war das musikalische Aushängeschild des Abends: locker und sicher sang sich ihr schön timbrierter Koloratursopran durch den Abend.

Vincent Schirrmacher war ein charmant-überdrehter Alfred, der seinen Tenor mit der gewünschten Outrage zur Geltung brachte. Martina Mikelic, ebenfalls Einspringerin, erinnerte mich in der Anlage der Partie ein wenig an Elisabeth Kulman. Ihr breiter Mezzo und ihre körperliche Größe gaben der Figur außerdem starke Präsenz. Markus Winkler steuerte einen hintergründig nicht ganz ungefährlichen, aber eigentlich doch leicht vertrottelten Gefängnisdirektor bei – in seiner klar umrissenen Struktur ein gut getroffener Charakter. Ballettwendig die Ida der Juliette Khalil und allem Stottern mächtig Boris Eder als Dr. Blind.

Das Orchester unter Rudolf Bibl sorgte für keinen Geschwindigkeitsrekord überschießender Champagnerfreude, garantierte aber für ein wienerisch-beseeltes Operettenfeeling, das gut beim Publikum ankam. Fazit: Keine Sternstunde, aber genug Unterhaltung, um das unvermeidliche Warten auf den mitternächtlichen Glockenschlag drei Stunden lang mit sorgenlosem Humor zu verkürzen.