DIE FLEDERMAUS

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Volksoper
31.12.2008

Dirigent: Tetsuro Ban

Gabriel von Eisenstein - Sebastian Reinthaller
Rosalinde - Edith Lienbacher
Adele – Andrea Bogner
Ida - Johanna Arrouas
Alfred - Jörg Schneider
Dr. Falke - Daniel Schmutzhard
Frank – Carlo Hartmann
Prinz Orlofsky - Antigone Papoulkas
Iwan - Stefan Tanzer
Dr. Blind
- Karl-Michael Ebner
Frosch
- Robert Meyer


„Gelungene Silvesterstimmung“

(Dominik Troger)

Was ist ein Wiener Silvester ohne „Die Fledermaus“? Der Besuch der Abendvorstellung in der Wiener Volksoper erwies sich als stimmungsvoller Muntermacher für den Jahreswechsel.

Wer an diesem Silvesterabend die Volksoper besuchte, wurde mit einer rundum „wienerischen“ Fledermaus belohnt. Das Ensemble hatte keine Schwachstellen, war wortdeutlich und verstand sich auf Pointen ebenso wie auf das Singen und genussvolle Herumblödeln.

Sebastian Reinthaller sang einen sehr natürlich wirkenden Eisenstein – der gutsituierte Nachbar, in dem freilich so ein nymphomanischer Vulkan brodelt, den er mittels Uhrentick und -trick auslebt. Insofern ist stark zu bezweifeln, dass ihn die „Rache der Fledermaus“ auf den rechten Eheweg zurückgeführt hat ...

Rosalinde (Edith Lienbacher) wirkte im Vergleich mit ihrem Gemahl fragiler, aber auch wertbeständiger (und phantasievoller?) in ihren amourösen Abenteuern; auch sie nicht zu überschäumend in Spiel und Gesang (auch nicht beim Csardas), sondern mit dem Realitätssinn einer verheirateten Frau, die dann doch eher den Liebhaber als den Ehemann verlieren möchte.

Alfred (Jörg Schneider) sang Rosalinde in Liebe und tapezierte das Gefängnis des dritten Aktes mit prächtig outrierten tenoralen Opernzitaten. Daniel Schmutzhard zog als Dr. Falke geschickt und mit schönem Bariton die Fäden. Adele, Andrea Bogner, ein Schmuckstück der Aufführung, sang und sprach mit bodenständigem, aber nicht übertriebenem Idiom, guten Koloraturen und viel Spielwitz. Ihre Schwester Ida, Johanna Arrouas, war das dazu passende Komplement.

Antigone Papoulkas gelang ein überzeugendes Porträt des gelangweilt vernügungsheischenden Prinzen Orlofsky, und Gefängnisdirektor Frank (Carlo Hartmann), stimmlich ebenso integer wie die vorgenannten, sorgte für akrobatische Einlagen und starke Komödie im dritten Akt. Karl-Michael Ebner war ein trefflich stotternder Do ... Do ... Doktor ... Bli ... Blind. Stefan Tanzer überzeugte als unübersehbarer russischer Kammerdiener (und „Wodka-Spender“).

Der Frosch wurde unter der Schauspielkunst von Direktor Robert Meyer zum liebenswert-rebellischen subalternen Beamten, dessen Schnapsfahne man noch auf dem zweiten Rang zu riechen meinte. Meyer vereint in dieser Figur die aufmüpfige Ader eines Nestroy mit der Sprache und Lebenswelt hinterfragenden Surrealität eines Karl Valentin. Große Begeisterung!

Die Inszenierung passt bestens ins Haus, Bühnenbilder und Kostüme zeigen die Uraufführungszeit des Werkes um 1874. Zu den geliebten und altbekannten Pointen des dritten Aktes gesellten sich ein paar neue: so meinte Frosch etwa sinngemäß, dass er sein Geld lieber in einen 40%-igen Slibowitz anlege, als dass er bei 4%-iger Verzinsung dem Anlageberater seines Vorgesetzten traue ... (Nach dem internationalen Finanzdesaster der letzten Monate ist „Die Fledermaus“ fast schon wieder ein Zeitstück – fand die Uraufführung doch kein Jahr nach dem großen Wiener Börsenkrach von 1873 statt.)

Das Orchester, geleitet von Tetsuro Ban, spielte schwungvoll. Die Streicher hatten sogar etwas Sinnlich-schwelgerisches, die Bläser waren leider, wie oft an der Volksoper, zu dominant.

Der Schlussapplaus dauerte zwar nicht lange, zeigte mit rhythmischem Klatschen aber an, dass das Publikum sehr zufrieden von dannen eilte, um noch rechtzeitig vor Mitternacht zu Hause zu sein.