MICHAELS REISE
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Jugendstiltheater
14.5.2008

Österr. Erstaufführung am 12.5.08

Musikalische Leitung: Peter Rundel

Inszenierung: Carlus Padrissa
Bühnebild: Roland Olbeter
Video: Franc Aleu
Klangdesign: Paul Jeukendrup
Lichtdesign: Frank Sobotta
Kostüm: Chu Uroz


Orchester: Musikfabrik

Koproduktion: Wiener Festwochen mit Wiener Taschenoper, Kölnmusik und Musikfabrik

Michael - Marco Blaauw (Trompete)
Eva - Nicola Jürgensen (Bassetthorn)
Schwalbenpärchen - Carl Rosman (Klarinette),
Fie Schouten (Klarinette, Bassetthorn)




Der Trompeter im Weltraum“
(Dominik Troger)

Von Karlheinz Stockhausens 29 Stunden langer „Licht“-Heptalogie durfte man jetzt bei den Wiener Festwochen ein rund 70 Minuten langes Funkenteilchen kennenlernen – und das sprühte in seiner zeitlosen Avantgarde recht erfrischend durchs Jugendstiltheater am Steinhof.

Die Wiener Festwochen haben sich beim Musiktheaterprogramm heuer ganz zeitgenössischen Werken verschrieben. Der Beginn war vielversprechend, wenn auch ein wenig kurz: der sängerlosen Reise Michaels um die Erde (mit vorangestelltem „Donnerstag Gruß“) und seine liebesvereinigende Himmelfahrt mit „Eva“ – der zweite Akt von besagtem „Donnerstag“ – markiert nur einen kleinen, wenn auch recht kulinarischen Ausschnitt aus diesem Monsterwerk der sieben Wochentage, das noch auf seine Gesamtaufführung wartet. Dieser Abend jedenfalls überzeugte durch Stockhausens Gespür für elektronisch gestützte Klangentwicklung, durch gekonnte Stilvermischung und emotional ansprechende Passagen, die in der Liebesvereinigung zwischen Trompete und Basetthorn ihren Höhepunkt fanden. Auch ohne Singstimmen ist der musiktheatralische Kontext deutlich gegenwärtig.

Musikalisch bietet das Stück eine ganze Menge: Da gibt es satten Blechbläserklang, unterfüttert mit knarrendem Wagner-Getön, da erliegt die ariose Trompete Michaels Evas Basetthorn-Verführungen, da wechseln Jazzklang und Bigband-Sound mit dörflichen Blasmusikremeniszenzen, da schwingen schlagwerkerzeugte buddhistische Gong-Malerein sich und das Orchester in Scelsi'scher Archaik ein. Nicht unerwähnt darf das Duett zwischen Trompete und Kontrabass bleiben – das sich fast kitschig in die bauchige Rundung des Saiteninstrumentes schmiegende Blechblasinstrument, vergessend seines forsch-männlichen Zapfenstreichgehabes. Das alles verfügte sich in eine esoterisch angehauchte Raum-Klang-Malerei, die man mit Ohren so „erschnuppern“ kann, wie den während der Aufführung dargebrachten Weihrauch mit der Nase – obwohl, bei der szenischen Konzeption war nicht so klar, wo die Ironie aufhört und wo der Ernst beginnt.

Diese szenischen Umsetzung, die das Stück als „Weltraumoper“ deutete, sorgte mit reichhaltiger, auf einen transparenten Zwischenvorhang projizierter videogestützter Illustration für optische Kurzweiligkeit. Auf der Bühne fungierte Trompeter Marco Blaauw, der in simulierter „Schwerelosigkeit“ von einer Art Kran durch den Bühnenhimmel gecurvt wurde, als wichtiger Dreh- und Angelpunkt. Ausgedacht hat sich die Inszenierung Carlus Padrissa, Mitglied der katalanischen Theatergruppe La Fura dels Baus.

Doch bei allem Aufwand für die Beteiligten (und bei allem Dank an die Wiener Taschenoper für diese aufwendige Bemühen) – es wäre schön gewesen, gleich dem ganzen dreiaktigen „Donnerstag“ begegnen zu dürfen und nicht nur dem zweiten Akt als 1/29tel der Gesamtkomposition des „Licht“-Zyklus. Vielleicht schafft man das ja in Zukunft einmal.

Das Publikum spendete dankbaren Applaus.

Weitere Informationen zu „Licht“: http://de.wikipedia.org/wiki/Licht_%28Stockhausen%29