DIE VERKAUFTE BRAUT
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Volksoper
21. Mai 2005

Musikalische Leitung: Marc Piollet

Inszenierung: Uwe Eric Laufenberg
Bühne: Christoph Schubiger
Kostüme: Jessica Karge

Kruschina - Einar Gudmundsson
Ludmilla - Donna Ellen
Marie - Kristiane Kaiser
Micha - Markus Raab
Hata - Sulie Girardi
Wenzel - Karl-Michael Ebner
Hans - Michael König
Kezal - Bjarni Thor Kristinsson
Zirkusdirektor - Heinz Zednik
Esmeralda - Jennifer O'Loughlin

Indianer" - Stefan Cerny


Realsatire oder Komische Oper?“
(Dominik Troger)

An der Volksoper lässt man die „Verkaufte Braut“ durchgehend (!) in einem Turnsaal spielen. Ein Basketballkorb grüßt von der Bühnenmitte ins Publikum. Gepunktet wurde mit dieser Inszenierung trotzdem nicht.

Dieses Bühnenbild zieht dem Werk den Zahn. Die Handlung wird zu einem billig dekorierten Stück Folklore, so wie die Halle mit ein paar Flaggenbändchen und Plakaten behübscht ist. Natürlich gibt es da den Gag mit der Video-unterstützten Partnervermittlung, da gibt es diese Plastikpuppe, die „be-trachtet“ und herumgeschubst wird, da gibt es eine kurze Zirkusshow, sogar mit drei lebenden Artisten-Ziegen. Aber als Zuseher ernährt man sich einen Abend lang in bescheidener Genügsamkeit von solchen „Einfällen“ – und sehnt sich danach, dass diese Halle endlich ihre Tore öffnen möge, dass, wenn Marie in Trauer ihr Leid beklagt, sich der Himmel zeige mit ein paar blinkenden Sternlein dran.

Wahrscheinlich soll die Turnhalle gerade solch dörflichen Kitsch vermeiden wie zum Beispiel ein Wagenrad aus Holz mit aufgeflochtenen Maiskolben? Ob sich das Publikum dergleichen erwartet, sei dahingestellt, aber in Turnsälen riecht es meist ein wenig muffig. Von „Böhmens Hain und Fluren“ bleibt da wenig übrig. Was in der Musik mit tänzerischer Poesie naive, anmutige Ländlichkeit ausstrahlt, steht hier beständig im Kampf mit dieser Hallenödnis. In diesem Zusammenhang erweist sich das Bühnenbild als Themaverfehlung ersten Ranges – auch wenn man dem Regieteam zugesteht, dass es ein wenig „realsatirisch“ sein wollte, bezogen auf den Kommunismus und die Post-Wende-Zeit.

Dass die Sache nicht völlig die Moldau hinunterschwimmt, hat zwei gute Gründe: a) Marc Piollet manövriert mit viel Gefühl für die schwungvollen Passagen des Werkes die Aufführung durch das „Böhmische Land“. Er rettet dadurch einen Teil von dem, was man auf der Bühne vermisst: jene Gegenwart von Landschaft, Luft und freiem Raum, in dem sich diese komische, aber auch bauerschlaue Liebesgeschichte entfaltet, als – gewiss auch kitschige und idealisierende – Liebeserklärung Smetanas an seine Heimat. Und b) das Ensemble (inkl. Chor und Ballett) spielt mit Einsatz und typengerecht, da kommt phasenweise sogar Stimmung auf.

Im Mittelpunkt steht natürlich Kristiane Kaiser als „Verkaufte Braut“. Sie ist – in diesem Fall – keine Bauerntochter, sondern origineller Weise Kind des Hallenwarts. Sie vermittelt überzeugend den Zwiespalt zwischen ihren eigenen Ansprüchen und denen ihrer Eltern und des Heiratsvermittlers, und landet, nachdem Hans trickreich nachgeholfen hat, doch beim richtigen Gemahl. Dieser Hans (Michael König) ist ein wenig grobschlächtig, nichtsdestotrotz listig genug, um seine Marie zu kriegen. Karl-Michael Ebner hat als Wenzel vor allem zu stottern und schüchtern zu sein, was ihm sehr gut gelingt. Bjarni Thor Kristinsson ist als Heiratsvermittler nicht zu übersehen und -hören, das muss er bei so einem Verkaufsjob auch sein. Die Eltern von Marie zeigen mehr Profil als jene von Wenzel. Heinz Zednik gibt als Zirkusdirektor ein Beispiel seiner komödiantischen Kunst.

Das Publikum stöhnte zuerst hörbar auf, als es nach ein paar Ouvertüretakten den Turnsaal erspähte. Am Schluss applaudierte es einigermaßen freundlich, aber eher kurz. (6. Vorstellung der Neuinszenierung, Premiere war am 30. April 05. Gesungen wird in deutscher Sprache.)