GENOVEVA

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Volksoper
23.1.2005
Konzertante Aufführung

Dirigent: Marc Piollet

Hidulfus, Bischof von Trier - Sebastian Holecek
Siegfried, Pfalzgraf - Morten Frank Larsen
Genoveva, seine Gattin - Annette Dasch
Golo - Deon van der Walt
Margaretha, Golos Amme - Simone Schröder
Drago, Haushofmeister- Josef Wagner
Balthasar - Markus Raab
Caspar - Einar Gudmundsson

Blasser Operntraum vom frühen Mittelalter
(Dominik Troger)

Die Volksoper ist mutig. Robert Schumanns „Genoveva“ wurde gleich dreimal auf den Spielplan gesetzt. Zwar in konzertanter Form – aber immerhin. 140 bis 150 Mitwirkende füllten die über den Orchestergraben verlängerte Bühne. Die verkauften Sitzplätze standen leider in keinem adäquaten Verhältnis dazu.

Schumanns einzige Oper zählt nicht zu den Hits, davon kündeten viel zu viele leere Plätze. Der frühe Beginn (18.00) hatte auch nicht mehr Besucher angelockt. Das Publikum wurde auch während der Aufführung nicht richtig warm. Der Schlussapplaus fiel kurz und bündig aus. Aber letztlich muss das wohl aufs Konto eines Werkes gebucht werden, dass mit seiner undramatischen Symphonik dem grellen Libretto so ziemlich jeden Zahn zieht – auch wenn das Volksopernensemble redlich für eine Rehabilitierung des Werkes stritt.

Ich selbst hätte vor fünf Jahren, als die Leipziger Oper mit „Genoveva“ bei den Wiener Festwochen zu Gast war, nicht darauf gewettet, der fränkischen Ritterfrouwe in Wien so schnell wiederzubegegnen. So kann man sich täuschen. Das damalige Rendevous hatte in mir zwiespältige Gefühle geweckt, das gestrige auch. Zwar versuchte das Volksopernorchester unter Marc Piolett opernhafte Dramatik aus der Partitur zu zaubern (manchmal, etwa bei den Chorstellen, ist das auch gelungen), aber ich war wieder überrascht, wie undramatisch diese Musik eigentlich ist. Dabei bietet das Libretto eine wüste Liebesintrige, und die arme Genoveva wird vom verschmähten Golo in eine so üble Sache hineingeritten, dass sogar ihr Gemahl Siegfried guten Gewissens befielt, sie zu ermorden.

Warum man trotzdem in die Volksoper gehen sollte zu einem „Genovena“-Date? Weil auch immer wieder sehr schöne Musik zu hören ist. Die Ouvertüre ist ein Meisterstück für sich. Außerdem bietet die Volksoper junge SängerInnenpersönlichkeiten auf, denen man gerne zuhört. Um mit den Damen zu Beginnen: Annette Dasch (Genoveva) war schon im konzertanten Outfit, im weißen, dekolletierten Kleid, eine Augenweide, und mit Morten Frank Larsen als Pfalzgraf Siegfried ergab das ein Bilderbuchpaar für das versöhnliche Schlusstableaux. Dasch war ergeben, eine ritter-frouwliche Rundung in der Stimme, mit verhaltenem, duldendem Klagen: ganz so, wie es einer Genoveva geziemt. Simone Schröder brachte etwas Ortrudhaftes in die zwielichtige Persönlichkeit der Margaretha mit ein (Schwarzmagierin!), was eine Lohengrin-ähnliche Typologie der „Genoveva“ positiv unterstrich. Sebastian Holecek war ein Autorität heischender Bischof von Trier. Ein wenig Bedenken kamen mir manchmal bei Deon van der Walt (Golo), wenn es in die Höhe ging. Sein etwas karger Tenor passt gut zu dieser Rolle. Morten Frank Larsen sang einen gepflegten Pfalzgrafen. Drago (Josef Wagner) entsprach ohne Einschränkung der Anforderung, Opfer einer Intrige zu werden.

Ein großes Minus gibt es für den spärlichen Programm-Folder (Preis 1, 30 Euro). Andere Veranstalter erfreuen bei konzertanten Opernabenden das Publikum mit gediegenen Informationen UND einem abgedruckten Libretto!

Weitere Vorstellungen gibt es am 29.1.05 und 3.2.05 jeweils um 19.00.